Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Lacher waren ihm sicher: "Lautlingen ist eine Sache, Tieringen eine

Die Lacher waren ihm sicher: "Lautlingen ist eine Sache, Tieringen eine andere", hat der Unternehmer Christoph Larsén-Mattes bei der Podiumsdiskussion am Donnerstagabend in Meßstetten über die beiden großen Straßenprojekte der Region, die Ortsumfahrung für den Albstädter Stadtteil Lautlingen und die Verlegung der Landesstraße im Meßstetter Stadtteil Tieringen gesagt. "Wir Tieringer wissen, was wir wollen."

Tatsächlich hat es derzeit den Anschein, als wüssten die Lautlinger nicht, ob sie sich die Südumfahrung nun wünschen oder nicht.

Betrachten wir die Sache mal anhand von Zahlen: 74 Mitglieder, von denen sich freilich nur 66 öffentlich zu erkennen geben, hat die Facebook-Gruppe der kürzlich gegründeten Bürgerinitiative "Für Lautlingen – gemeinsam für die beste Lösung", die am 17. April online gegangen ist. 42 Mitglieder zählt die bereits im Oktober 2013 gegründete Facebook-Gruppe "Wir wollen die Umgehungsstraße in Lautlingen". Bemerkenswert dabei ist, dass es Personen gibt, die beiden Gruppen angehören: sechs an der Zahl. Was wollen die eigentlich?

Schauen wir nach, ob die Seiten klare Auskunft über die Ziele ihrer Gruppenmitglieder preisgeben. Was die Befürworter der Umgehungsstraße wollen, geht sowohl aus dem Titel als auch aus einer Online-Petition vom 4. August 2014 hervor: "Seit mehr als 20 Jahren wird mit jeglicher Hinhaltetaktik eine Ortsumfahrung der B463 in Albstadt-Lautlingen hinausgezögert", heißt es darin. Und weiter: "Wir fordern endlich den Sichtvermerk aus Berlin sowie eine zügige Realisierung. Hierfür muss diese Ortsumfahrung auf der Prioritätenliste des Landes Baden-Württemberg für den Bundesstraßenneubau in die oberen Ränge." Nebenbei bemerkt: Die Petition hat sich inzwischen erledigt, denn beide Forderungen sind mittlerweile erfüllt.

"Wir wollen hier eine Plattform für alle bieten, die ihre Meinung gegen die geplante Ortsumfahrung Lautlingen äußern möchten", schreibt die Administratorin der Facebook-Seite "Für Lautlingen – gemeinsam für die beste Lösung". Darf man daraus schlussfolgern, dass alle, die "gegen die geplante Ortsumfahrung" sind, "für die beste Lösung" sind?

Für sie heißt – das geht aus inzwischen zahlreichen Wortmeldungen in Leserbriefen, Zeitungsberichten und Internet-Beiträgen hervor – "die beste Lösung": Ein Tunnel muss her. Wäre das die beste Lösung? Keine Frage! So weit, so gut. Wie es aussieht, sind die Aussichten dafür allerdings schlecht bis miserabel, denn die Entscheidung für die Südumfahrung ist vor 20 Jahren gefallen. Auf demokratischem Weg. Durch gewählte Ortschafts- und Stadträte. Wer sie als veraltet abstempelt, übersieht, dass Verfahren im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans nun mal so lange dauern. Wer die Erwartung weckt, dass das Bundesverkehrsministerium und das Regierungspräsidium Tübingen nun, kurz vor dem Ziel, doch noch auf die Tunnellösung einschwenken, ohne die Zeit bis zur Lösung der Probleme an der Ortsdurchfahrt um weitere Jahrzehnte hinauszuzögern, verkennt die Realitäten: Den Präzedenzfall jedenfalls hat bisher niemand benennen können. Auch die Anwohner der Ortsdurchfahrt, das darf unterstellt werden, hätten nichts gegen einen Tunnel. Sie wollen nur endlich eine Lösung.