Jugendliche aus Polen, Tschechien, Russland und Deutschland tauschen sich im Internationalen Forum Burg Liebenzell mit Studienleiterin Gertrud Gandenberger über Hassreden aus. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Rassismus: Jugendliche beschäftigen sich mit Vorurteilen

Von Andrea Fisel

Bad Liebenzell. Ob auf dem Schulhofhof, im Großraumbüro oder den virtuellen Weiten des Internets, sprachliche Gewalt scheint es in der medial bestimmten Welt überall zu geben.

Diskriminierende Aussagen, Verleugnungen und Herabsetzungen von Minderheiten, Politikern, Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und Andersgläubigen sind allgegenwärtig.

Dieser hochbrisanten Thematik widmete sich das Austauschforum "Maultaschen und Piroggen", das bereits zum fünften Mal im Internationalen Forum Burg Liebenzell stattfand und an dem sich Jugendliche und Schüler aus Polen, Russland, Tschechien und Deutschland beteiligten.

Im Rahmen eines eintägigen Workshops, geleitet von Olaf Matthei-Socha, freier Bildungsreferent aus Stutensee, und Gertrud Gandenberger, Politikwissenschaftlerin und Studienleiterin, wurden Hintergrundwissen über die Mechanismen von "hate speech" (Hassrede) vermittelt sowie konkrete methodische Ansätze für den internationalen Jugendaustausch vorgestellt und durchgespielt.

Schwerwiegende Folgen für die Opfer

"Hate speech" stützt sich auf Vorurteile, Rassismus oder Diskriminierung. Sie beinhaltet negative Äußerungen über eine Einzelperson oder Gruppe, die Rassenhass und Intoleranz verbreitet, anstiftet, fördert oder rechtfertigt. Sie trägt dazu bei, dass Jugendliche Bilder im Kopf von anderen Ländern, Kulturen und deren Politik entwickeln, die einem konstruktiven Austausch über unterschiedlichste Themen, beispielsweise der Flüchtlingssituation in Europa, entgegenwirken. Spezifische Fälle können je nach den Gesetzen des Landes als Straftat eingeordnet werden. Auch der Kontext der betreffenden Aussage spielt eine Rolle.

Jeder der teilnehmenden Jugendlichen sah sich in irgendeiner Form schon einmal konfrontiert mit "hate speech", sei es als Betroffener, Leser oder als Zuhörer. Die Folgen für die Opfer solcher Hassreden seien schwerwiegend und hätten oft fatale Folgen wie Ängste um Familie oder Beruf, Rückzug aus Freundes- und Bekanntenkreis, Einschränkung der persönlichen Freiheit oder Flucht in die Anonymität, waren sich die Seminarteilnehmer einig.

Um nun "hate speech" entgegenzutreten oder gar nicht erst entstehen zu lassen, seien alle gefordert, auch die eigenen, vielleicht festgefahrenen Denkstrukturen zu hinterfragen, so Gandenberger. Es gelte sich bewusst zu machen, dass andere Menschen oder Kulturen oft auch andere Normen hätten.

Eine Teilnehmerin ergänzte: "Wenn ich die Möglichkeit habe, in oder mit einer anderen Kultur zu leben, dann verändern sich ja nicht unbedingt meine persönlichen Werte, aber mein Blickfeld erweitert sich."