Seit Corona gibt es auch im Kreis Freudenstadt mehr Jugendliche mit psychischen Problemen. Foto: 1STunningART – stock.adobe.com

Essstörungen und psychologische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen nehmen auch im Kreis Freudenstadt massiv zu.

Kreis Freudenstadt - Das bekommen auch die Familienberatungsstelle Freudenstadt und die psychologische Beratungsstelle Horb zu spüren, wie sie in der jüngsten Sitzung des Kreistagsausschusses zur Jugendhilfe berichten. Häufig kämen Jugendliche und Kinder zu ihnen, die bereits eine Überweisung in die Kinderpsychologie hätten, erzählt die Leiterin der Familienberatungsstelle Andrea Lichter.

Langes Warten auf Hilfe

Ihr Bericht verdeutlicht: Die Beratungsstelle fängt die Unterversorgung auf und überbrückt die Zeit bis zum Therapieplatz – doch auch sie stößt mit den Betreuungsbedarf an ihre Grenzen. "Wenn die Fallzahlen so bleiben, wissen wir nicht, wie wir die Kinder und Jugendlichen noch versorgen sollen", berichtet Lichter besorgt. 360 Ratsuchende wandten sich im vergangenen Jahr an die Beratungsstelle. "Was uns sehr freut, wir haben eine Zunahme an Vätern in der Beratung", berichtet sie erfreut.

Mehr Schulschwänzer

17 der Anmeldungen betrafen die integrierte Kontaktstelle sexueller Missbrauch. Diese ist recht neu – doch notwendig, wie Lichter betont. Die Beratungsstellen in den Nachbarlandkreisen nehmen keine Ratsuchenden aus dem Landkreis Freudenstadt, sie sind selbst ausgelastet. Nun gibt es auch hier eine Ansprechstelle. Vor allem die Fallzahlen bei der Gruppe der Zwölf bis 14-Jährigen nahmen zu, wie aus dem Jahresbericht hervorgeht. Es gebe große Probleme mit Schulschwänzern, insbesondere infolge der Pandemie.

Corona und die Folgen

Ein ähnliches Bild zeichnet Fred-Jürgen Werr von der psychologischen Beratungsstelle Horb. Hier kamen 17 Prozent mehr Ratsuchende im Jahr 2021, insgesamt 159. Davor waren es 136. Er bestätigt: "Durch die Coronazeit hat die Belastung der Kinder und Jugendlichen zugenommen". Besonders Zukunftsängste und Einsamkeit plagten die Jugendlichen. Die Betreuung sei langfristig, die Wartezeiten auf Therapieplätze zu lang. "Jugendliche so lange warten zu lassen, das geht natürlich nicht", meint er. In der Beratungsstelle wartet man vier bis sechs Wochen auf einen Termin.

Kreisrat Hellstern zeigte sich besorgt: "Es kann ja nicht sein, dass die Kinder und Jugendlichen, die ja unsere Zukunft sind, nur noch als psychologische Beratungsfälle durch die Gegend laufen". Lichter wies darauf hin, dass das individuelle Eingehen auf einzelne, etwa in der Schule, wieder hochgefahren werden müsse.