Ulrich Feldhahn, Uwe Schramm, Sebastian Czech und Andrzej Styrczula haben die Holzverzierungen der Burg-Bibliothek verpackt, gezählt und nummeriert. Jetzt sind die Stücke auf dem Weg zu polnischen Restauratoren. Foto: Rapthel-Kieser

Freundeskreis finanziert Restaurierung von Holzschnitzereien aus der Burg-Bibliothek. Ein Holzkopf geht auf Polen-Reise.

Bisingen/Burg Hohenzollern - Dass auf einer Burg im Mittelalter gelegentlich Köpfe rollten, war normal. Auf der Hohenzollernburg sind aber Souvenirjäger der Neuzeit dafür verantwortlich, dass ein Kopf abgenommen werden musste.

Immer wieder haben sich Touristen an den altehrwürdigen geschnitzten Darstellungen in der Bibliothek zu schaffen gemacht. Immer wieder wurden kleine Stücke abgebrochen und mitgenommen. Um zu retten, was noch zu retten ist, wurde jetzt der letzte erhaltene Originalkopf zusammen mit den restlichen Schnitzleisten entfernt. Bald soll das Schmuckwerk wieder komplett sein.

Zunächst aber reisen die Stücke im Minilaster nach Polen zur Restaurierung. Hier werden in den Spezialwerkstätten der Firma Art-Reno in Zabrze die Holzleisten und floralen Ornamente wie Weinblätter und -reben oder Blumenblüten, die im Lauf der Jahre so gelitten haben, wieder aufwendig erneuert und in ihren ursprünglichen Zustand gebracht.

Der Verein Freundeskreis der Burg Hohenzollern finanziert die Arbeit. Der Vorsitzende Uwe Schramm spricht von einem Betrag "im mittleren bis höheren vierstelligen Bereich". Vor Weihnachten noch, so hofft Sebastian Czech, Restaurator der Firma, wird das Werk fertig sein. Genauer will er sich nicht festlegen, denn einiges muss von seinem Kollegen Andrzej Styrczula völlig neu geschnitzt werden. Eine Arbeit, die viel Liebe fürs Detail und ein Hineinfinden in die Stilepoche erfordert.

Die beiden haben mit Ulrich Feldhahn, dem Kurator der Preußen, rund einen Tag auf der Burg Hohenzollern verbracht, die Leisten katalogisiert, sorgfältig eingepackt und dann den leeren Platz vermessen. Feldhahn hat die polnischen Experten auf einer Denkmal-Messe in Leipzig gefunden. Die Firma existiert seit 30 Jahren, ist international tätig und brachte, wie Feldhahn betont, ausgezeichnete Referenzen mit.

Eins der Vorzeigeobjekte der Polen: Der große holzgetäfelte Ballsaal im Wiener Hyatt Hotel. Das hat nicht nur den Kurator Feldhahn, sondern auch Freundeskreis-Chef Uwe Schramm gleich "schwer beeindruckt."

Restaurierung ist ein Großprojekt

Die Restaurierung der Holzschnitzereien der Bibliothek ist wieder ein Großprojekt des rührigen, 200 Mitglieder starken Vereins, dessen erklärtes Ziel es ist, gezielt in Instandsetzungsmaßnahmen zu investieren. In den vergangenen Jahren hatte sich der Freundeskreis vor allem der Bibliothek angenommen. 2013 waren es die Vorhänge, zur deren Erneuerung der Verein zwei Drittel der Kosten aufbrachte.

Danach ging es um UV-Schutzfolien für die drei Fenster. Denn ungefiltertes Sonnenlicht ist, so der Kunsthistoriker Feldhahn, für die antike Einrichtung, für Bilder und Wände "hochgradig schädlich". Aber gerade in der Bibliothek wollte man den Besuchern die atemberaubende Aussicht auf die Landschaft nicht versperren. Die Schutzfolien boten die ideale Lösung, waren aber, so Schramm, im Vergleich mit den Vorhängen, eher eine kleinere Ausgabe.

Die Ideen gehen dem Freundeskreis nicht aus. Als nächstes haben sie die Rahmen der drei Türen der Bibliothek auf der Liste. Sie passen optisch zu den Schnitzereien, sehen aus, als seien sie aus Holz, sind aber aus Stuck und haben im Laufe der Jahre gelitten. "An so einer Burg geht die Arbeit eben nie aus", kommentiert Uwe Schramm.