Der Autor und Geschichtenerzähler begeisterte die Besucher im Musicafé Foto: privat

Geschichtenerzähler und Autor Elmar Langenbacher war kürzlich zu Gast im Musicafé. Im Gepäck hatte er Erinnerungen aus seiner Kindheit zwischen Marmeladengläsern und dem vollbesetzten Opel Rekord in den 1970er-Jahren.

Im Vorfeld war zu lesen, wer eine langweilige Lesung erwartet, wird bitter enttäuscht – und so war es auch, heißt es in einer Mitteilung der Veranstalter. Selbst der krankheitsbedingte kurzfristige Ausfall des musikalischen Parts Jürgen Theis von „Captain Morgan Musik“ brachte Langenbacher nicht aus dem Konzept.

Von Anfang bis zum Ende hatte er die rund 100 Zuhörer im Griff, setzte Pointe um Pointe, rund um seine Oma, denn er erzählte frei und gestenreich aus seinem aktuellen Buch „Als Oma noch lebte – Eine Kindheit im Schwarzwald.“

Mit einem Grinsen verkündigte er zu Beginn: „Hier fange ich am Ende an, denn da vorne stand ich als Bubi neben Lehrer Lohmann am Klavier und musste ,der Mond ist aufgegangen’ singen – alle haben gelacht.“ Denn Langenbacher war selbst Schüler am „Gymi Hausach“.

Oma macht die Kinder zu Zuckerjunkies

Langenbacher band die Gäste zudem immer wieder geschickt und charmant ein: „Und im Eck der Eckbank, dessen rotes Kunstleder so gequietscht hat und im Sommer an den Schenkeln gebäbbt hat, was war da?“, fragte er ins Publikum. „Richtig, des Kofferradiole. Und was konnt mer damit machen? Au richtig, die Antenne abknicken.“ Oma machte dem Bubi ein „Butter-Quetschbanane-Zucker-Kaba-Brot“ und schnitt Reiterle. „Oma hat uns zu Zuckerjunkies gemacht, aber sie hat’s gut gemeint.“ Im gleichen großen Topf, in dem sie ihre riesigen Pumphosen gewaschen hat, machte sie tags drauf Marmelade. Die Pumphosen hängte sie an die Leine zum Schlossberg, „dass des ganze Städtle sehen konnte, Oma hat heute ihre Pumphosen gewaschen, und die Marmelade füllte sie in die alten Gurkengläser. Bloß nix wegwerfen!“

Oma hatte zwar nicht viel, aber sie war zufrieden, war die Botschaft von Langenbacher, heißt es weiter. Und: „Den König von Baden-Württemberg, kennt ihr den? Der Herr Kretschmann! Der Herr Kretschmann wäre stolz auf meine Oma. Denn da stand sie am Küchentisch vor einer Schüssel mit warmem Wasser vom Schiff vom alten Herd – und hett sich im Unterhemd den Wäschlappe unter de Ärm durchzoge!“

Nach einer Pause, in der die Schüler der Oberstufe für Verköstigung sorgten und Jonas Müller an der Technik 70er-Jahre-Hits auflegte, fuhr Langenbacher zunächst ernsthaft fort, indem er aus dem Buch vorlas und die Sätze auf das Publikum wirken ließ: „Verdrängung, Sarkasmus, statt Aufklärung und Aufarbeitung. Das war nicht nur in Hornberg so! So sind wir Kinder aufgewachsen.“ Still wurde es im Saal. „Warum der Postbote einen Piratenhaken im Armholzstumpf hatte, statt einer Hand – war halt so. Warum Oma alleine war, so ganz ohne Opa, war halt so.“ Langenbacher ließ wirken und spannte dann gekonnt den Bogen wieder zum Humor.

Bei der Frage, wie viele Mitfahrer in den 70er-Jahren in Langenbachers Opel Rekord gepasst haben, war den Gästen anzusehen, wie sie zählten. Von sieben bis zwölf waren Antworten zu hören. „Also Vater links, Mama rechts, auf dem Schoß den Bubi und im Fußraum des Schweschderle.“

Zwischen Humor und Ernsthaftigkeit

Und so wie Langenbacher begonnen hatte, endete er auch, am Hausacher „Gymi“ mit dem ersten Kuss bei Klassenspielchen von Lehrer Rosemann. „Genau von ihr, also ihr, gab’s den ersten Kuss. Was denke ihr denn – net uff de Mund. Uff de Backe, den hab ich seither nimmer gwasche!“

Heike Schamm aus Wolfach meinte nach der Veranstaltung: „Es war ein super toller Abend, lustig, kurzweilig, unglaublich unterhaltsam. Ich dachte immer wieder, ich glaube, der redet hier von meiner Oma. Behalten wir das ganz fest in Erinnerung und ich versuche es schon an meine beiden Enkel weiterzugeben.“

Weitere Termine

40 Jahre Musicafé feiern wir dieses Jahr. Und wir sind froh, dass es uns nach den Einschränkungen durch Corona wieder gibt und es so toll angenommen wird“, sagte Organisatorin Sabine Kühn. Elmar Langenbacher hatte ihre Mitorganisatorin Stephanie Harter vorausschauend bereits vor einem Jahr gewinnen können. Die nächsten Termine im Musicafé stehen bereits fest: Am Freitag, 12. April, der Auftritt der Big Bands „New Sounds“ und „United Sounds“ sowie am Freitag, 26. April, „Só Fado“ mit dem Trio „Baladeiro“. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.