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Verbandsliga: Bei Villingern knallen ­Sektkorken, Mannschaft im Freudentaumel. Mit Fotos und Video

Der FC Villingen trat am vorletzten Spieltag als bereits feststehender Meister am Sonntag beim Absteiger SV Solvay Freiburg an und gewann die Partie locker mit 5:1.

Der abstiegsgefährdete SV Bühlertal hatte durch sein 2:2-Remis gegen den Tabellenzweiten Freiburger FC die Nullachter bereits am Samstag zum vorzeitigen Titelträger und Aufsteiger in die Oberliga Baden-Württemberg gekrönt. Eigentlich hätte die Meisterehrung erst beim letzten Heimspiel des FC Villingen am Samstag gegen den SV Linx vorgenommen werden sollen. Der südbadische Fußballverband entsandte Verbandsliga-Staffelleiter Arno Kiechle in den Solvay-Sportpark, wo er bereits vor Anpfiff den Meisterwimpel übergab.

Anschließend bekamen die 150 Zuschauer, davon etwa die Hälfte Villinger Fans, einen müden Auftritt des Meisters geboten. Gegen die zwei Viererketten der Gastgeber beförderte Nedzad Plavci in der 17. Minute nach einer Haibt-Flanke den Ball per Fallrückzieher zum 1:0 ins Netz. Der Torjäger machte damit den 100. Saisontreffer der Nullachter perfekt. Als dann zehn Minuten später Gianluca Serpa aus 20 Metern mit seinem ersten Saisontreffer zum 2:0 in den Winkel traf, sah es nach einem Debakel für die Gastgeber aus. Doch die Villinger schalteten einen Gang zurück, leisteten sich viele Ungenauigkeiten, so dass die kämpfenden Platzherren dazwischen gehen konnten.

Nach der Pause versuchte 08-Coach Jago Maric durch gleich drei Einwechslungen seine Elf neu zu beleben. Das klappte recht gut. In der 49. Minute jagte der eingewechselte Turan Sahin eine Flanke des ebenfalls kurz zuvor gekommenen Damian Kaminski per Direktabnahme zum 3:0 ins Tor. Sechs Minuten später vollendete Tobias Weißhaar eine schöne Kombination über Damian Kaminski und Mario Ketterer zum 4:0.

Dann jedoch wurden die Villinger leichtsinnig. Während jeweils Gentrit Kurtani (69.) und Raffael Mangu (73.) völlig den Ball freistehend drüber setzten, schaffte Holger Halluni in der 88. Minute den 1:4-Ehrentreffer. In der Schlussminute markierte Plavci, nachdem Sahin gefoult worden war, per Strafstoß den 5:1-Endstand.

Anschließend gab es bei den 08-Akteuren kein Halten mehr. Ausgelassen mit Bierduschen wurde im Solvay-Sportpark die Meisterschaft feuchtfröhlich gefeiert. Am Abend traf sich das Team zum gemeinsamen Abendessen mit Funktionären in einem italienischen Restaurant in Villingen. Am Samstag gegen Linx soll dann gemeinsam mit den Fans die große Sause folgen.

SV Solvay Freiburg: Manneh – Broguy, Kurtani, Osajere, Alabani (59. Frommer) – Jagne, Urdanegui, Aquiayi, Barbullushi (78. Halluni) – Rosales (19. Mangu), Heffaoui (67. Daoudi).

FC 08 Villingen: Mendes – Wehrle (46. Ketterer), Ovuka, Niedermann, Serpa – Weißhaar, Reho (46. Sahin), Geng, Ceylan (46. Kaminski) – Haibt (58. Chiurazzi), Plavci.

Tore: 0:1 Plavci (17.), 0:2 Serpa (27.), 0:3 Sahin (49.), 0:4 Weißhaar (55.), 1:4 Halluni (88.), 1:5 Plavci (90., Foulelfmeter).

Schiedsrichter: Simon Pace (Engen)

Zuschauer: 150.

Seite 2: Stimmen zum Spiel

Trainerstimmen:

Boris Darvich, Solvay Freiburg: "Ich gratuliere dem FC Villingen zur Meisterschaft. Diese haben sie verdient. Meine Mannschaft hatte immer den gleichen Druck. Sie hat alles probiert und immer versucht, ein Tor zu schießen. Es war für mich ein schönes Jahr. Wir hatten viel Spaß."

Jago Maric, FC 08 Villingen: "Es war nicht einfach, die Mannschaft zu motivieren. Es war auch keine Glanztat, aber wir haben gewonnen. Am Schluss haben wir es ein bisschen schleifen lassen. Wichtig ist, dass wir jetzt gegen Linx noch einmal nachlegen. Kompliment an meine Truppe, den Vorstand, meine Trainerkollegen und die Betreuer und die Fans. Alle haben es hervorragend gemacht. Jetzt lassen wir es krachen."

08-Stimmen:

Benedikt Haibt, 08-Spielführer: "Es war heute nicht einfach, die Konzentration hochzuhalten. Unser Ziel war der Aufstieg. Ich denke, wir sind als Team gut mit diesem Druck umgegangen und der verdiente Meister. Ich gönne Nedzad seine Tore. Er kann gerne die interne Torjägerkanone holen."

Nedzad Plavci, 08-Stürmer: "Ich wusste in diesem Moment gar nicht, dass ich das 100. Saisontor geschossen habe. Natürlich zahle ich da gerne eine Kiste Bier, wenn es die Mannschaft will. Wir hätten heute trotzdem schon mehr Tore erzielen müssen."

Gianluca Serpa, 08-Außenverteidiger: "Ich hatte schon vor dem Spiel ein gutes Gefühl, dass es mit meinem ersten Saisontor klappen könnte. Wir haben verdient die Meisterschaft geholt. Und am Samstag wird nach dem Heimspiel gegen Linx richtig gefeiert. Ich habe noch ein Gespräch mit Martin Braun. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich beim FC 08 bleibe."

Tevfik Ceylan, 08-Mittelfeldspieler: "Das war ein komisches Spiel. Solvay hat seit der Hinrunde viel gelernt. Aber natürlich können wir viel besser spielen. Ich freue mich sehr auf die Oberliga. In diese Klasse gehören wir auch."

Tobias Weißhaar, 08-Mittelfeldspieler: "Morgen fragt keiner mehr, wie wir gespielt haben. Wir sind Meister, darum geht es. Ich werde in der kommenden Saison richtig angreifen – und zwar in der Oberliga-Mannschaft. Aber zuerst wird gefeiert." Martin Braun, 08-Sportvorstand: "Wir haben uns gegen einen starken Freiburger FC durchgesetzt. Trainer, Spieler und Verantwortliche haben also vieles richtig gemacht. Viele Spieler haben sich weiterentwickelt und sich viel Selbstvertrauen geholt."

Kommentar: Volltreffer

Von Gunter Wiedemann

Der FC Villingen war der große Favorit auf die Meisterschaft – und die Nullachter wurden dieser Rolle eindrucksvoll gerecht. Trotz enormer Verletzungsprobleme – allein vier Stammspieler erwischte es mit Kreuzbandrissen – dominierte das Team von Coach Jago Maric mit einer sattelfesten Defensive sowie attraktivem und variablem Offensivfußball das Verbandsliga-Geschehen. Der verdiente Lohn ist die sofortige Rückkehr in die Oberliga. In diese Klasse gehören die Nullachter, in dieser wollen sie sich wieder etablieren. Das sollte gelingen, wenn Maric und Co. auf dem Transfermarkt wieder echte Volltreffer – wie zuletzt Christian Mendes, Daniel Niedermann oder Stjepan Geng – landen. Gleichzeitig geht es darum, Nachwuchsarbeit und Stadion-Infrastruktur weiter zu verbessern. Dies ist für eine rosige Zukunft zwingend notwendig. Doch zuerst wird gefeiert.