Ibrahim Jawara aus Gambia starb mit 22 Jahren nach einem Badeunglück in der Starzel. Foto: Privat

Arbeitskreis Asyl sammelt nach Badeunfall an der Starzel Spenden, um 22-Jährigen in Gambia zu bestatten.

Hechingen - Ibrahim Jawara hat seine Heimat verlassen, um frei zu sein. Er starb am Mittwoch bei einem tragischen Unfall in der Starzel. Der Arbeitskreis Asyl sammelt nun Spenden, damit der 22-Jährige zu Hause in Gambia seinen Frieden findet.

Der 22-jährige Flüchtling, der am Mittwoch in der Starzel ertrunken ist, hat einen Namen, eine Geschichte und eine Familie in Gambia, die um ihn trauert. Auch Freunde im Aviona-Heim in Hechingen, wo er seit einem halben Jahr untergebracht war, trauern um ihn. Ihnen ist es wichtig, dass man Ibrahim Jawara auch in der Fremde in Erinnerung behält – als letzten Freundschaftsdienst.

Seine Freunde beschreiben Ibrahim als einen Mensch, der mit niemand Streit hatte, respektvoll und kontaktfreudig war. "Er hat aus Einzelnen ein Miteinander gemacht, ein kleines Afrika in Hechingen", erzählt Almut Petersen, die in den vergangenen Tagen das Sprachrohr der Freunde wurde. Zusammen mit Françoise Schenkel vom Arbeitskreis Asyl hilft sie, wo sie kann. Neben all der Trauer seien Ibrahims Freunde dankbar für alle Helfer und Einsatzkräfte in Hechingen und im Krankenhaus in Tübingen, die um sein Leben gekämpft haben, erzählt Almut Petersen. Als lebensfreudigen Mensch hat sie ihn auch als Deutsch-Lehrerin kennengelernt. "Er war ein fleißiger Schüler und ein gläubiger und fröhlicher Mensch", erzählt sie. Noch am Mittwoch, als das Unglück am Starzel-Wasserfall geschah, hätten sie im Deutsch-Unterricht über die Pläne der Schüler geredet. "Ich möchte Arbeit suchen", hatte der 22-Jährige da gesagt.

Ibrahim Jawara ist in dem kleinen Dorf Kumbija, wo es nicht mal eine Schule gibt, geboren. Er war muslimischen Glaubens und besuchte als Kind eine arabische Schule, in der er auch wohnte und in der die Schüler als Selbstversorger für ihre Ernährung sorgen mussten. Später arbeitete er als Fliesenleger in der Stadt Serra Kunda. Warum er aus Gambia geflohen war, weiß man nicht. Seine Geschichte ist nur bekannt, weil er in Hechingen durch Zufall Jabbi Abdushla, einen Freund aus seiner Heimat, wieder traf. Ibrahim flüchtete wie viele andere von Gambia im Westen Afrikas durch die Wüste – teils zu Fuß – bis nach Libyen. Von dort kam er mit dem Boot übers Mittelmeer nach Italien und hat sich nach Deutschland durchgeschlagen.

Ibrahims Freunde in Hechingen, die auch aus Gambia kommen, haben sich darum gekümmert, dass Ibrahims Eltern über seinen Tod informiert werden, haben den Kontakt zu ihnen hergestellt. Kein Leichtes, denn die Eltern sind an offiziellen Stellen unbekannt. Das allerwichtigste für die Freunde ist, dass Ibrahims Leichnam zu Hause seinen Eltern übergeben wird und gemäß seines Glaubens in Heimaterde bestattet wird. "Die Verbindung zwischen Lebenden und Toten hat in der afrikanischen Kultur eine große Bedeutung", erklärt Almut Petersen, "nur mit Ibrahims Heimkehr können er und die Lebenden wieder Ruhe finden. Das ist ein Friedensdienst für seine Seele."

Problem ist, dass es kein offizielles Budget für einen Fall wie Ibrahims Tod gibt. Deswegen sammeln der Arbeitskreis Asyl und die muslimische Gemeinde Spenden, um Ibrahim in Gambia bestatten zu können. 7000 Euro sind für den Bestatter, die Organisation der Papiere und den Transport zurück in sein Dorf nötig, hat Almut Petersen recherchiert. Und es ist Eile geboten, das Geld innerhalb einer Woche zusammen zu bekommen, denn nächste Woche soll Ibrahims Leichnam zur Bestattung freigegeben werden. Zwar würde er auch in Deutschland eine würdige Beisetzung bekommen, aber "das ist nur eine Notlösung", sagt Almut Petersen, denn sonst bleibt Ibrahim für immer heimatlos.

u Der Arbeitskreis Asyl bittet um Spenden, dass Ibrahim Jawara in seiner Heimat in Gambia beerdigt werden kann. Konto: Freundeskreis Asyl Hechingen, DE75 6535 1260 0079 2368 36, SOLADES1BAL, Sparkasse Zollernalb (Spendenbescheinigungen können leider nicht ausgestellt werden).