Gibt es in Hechingen Interessenten für eine Senioren-WG? Andreas Schäfer geht dieser Frage nach. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Wohnprojekt: Andreas Schäfer lotet derzeit Nachfrage in Hechingen aus / Selbstständigkeit trotz Einschränkungen erhalten

Hechingen. Bildet sich in Hechingen bald eine Senioren-WG? Ja, wenn es nach Andreas Schäfer geht. Der Projektentwickler aus Stuttgart hat solche Pläne für ein Gelände im Stockoch. Im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert er das Projekt.

Herr Schäfer, Senioren-WG, das klingt etwas nach Altersheim für Alt-68er.

Immer mehr Leute aus dieser Generation kommen ins höhere Alter, die Bereitschaft, sich mit anderen Formen des Lebens im Alter zu beschäftigen, könnte schon zunehmen. In diesen WG’s wird kein wilder Studentenleben stattfinden. Aber ein Leben mit Anschluss an eine Gemeinschaft, das wünschen sich doch viele.

Wie kann man sich das Projekt vorstellen?

Geplant ist ein großes Gebäude, in oberen Etagen mit eigenständigen Wohnungen, die untere Etage wird eine Wohngemeinschaft auf etwa 420 Quadratmeter Fläche. Die acht Bewohner haben jeder eigene Zimmer mit etwa 20 bis 25 Quadratmeter mit eigenem Bad, der Rest sind Gemeinschaftsräume mit Küche und allem, was gewünscht wird. Selbstverständlich wird alle barrierefrei.

Gibt es schon konkretere Baupläne?

Wir wollen hier interessierten Senioren kein fertiges Produkt überstülpen, sie sollen mitbestimmen dürfen, wie das aussehen soll. Dusche oder Badewanne, Waschmaschine in der Wohnung oder gemeinsam im Keller? Solche Sachen wollen wir erst noch festlegen.

Funktioniert WG mit alten Menschen überhaupt?

In Baden-Württemberg gibt es derzeit etwa 60 Senioren-WG’s, einer sogar auf einem schönen Bauernhof im Schwarzwald. Im Zollernalbkreis aber wären wir wohl die ersten, die so etwas machen. Derzeit versuche ich herauszufinden, ob es in Hechingen Nachfrage gibt. Mein erstes Gefühl ist gut. Wir machen noch weitere Informationsveranstaltungen, dann wird man sehen. Das Ganze mach natürlich nur Sinn, wenn es eine Nachfrage gibt.

Was ist aus Ihrer Sicht der Vorteil einer Senioren-WG?

Einsam in seiner Wohnung zu sitzen, ist für viele Senioren ein Problem. In einer WG gibt es eine Gemeinschaft, in der man wie mit einer Familie zusammenleben kann, in der man auch ein wenig nach den anderen schaut. Man kann gemeinsam eine Putzfrau einstellen, sich Essen liefern lassen, gemeinsam einkaufen. Trotzdem hat jeder ein eigenes Zimmer. Das Ziel ist, dass eine Wohnform möglichst lange ein selbstständiges Leben ermöglicht. Das wollen wir mit der WG anbieten.

Haben Sie Erfahrungen mit Senioren-WG’s?

Ich selber habe vor 20 Jahren eine solche Senioren-Wohngemeinschaft mit angeschlossenem ambulanten Pflegedienst betrieben. Da war ich Pionier. Ein Arzt hat mich dazu angeregt, es gab geeignete Räume. Irgendwann mussten wir leider schließen, weil wir die hohen Brandschutzanforderungen für solche Einrichtungen dort nicht erfüllen konnten.

Wer sucht eigentlich die Mitbewohner aus?

Wir planen eine von uns verwaltete WG, das heißt, wir als Betreiber vermieten die einzelnen Zimmer. Damit haben die Bewohner auch kein Kostenrisiko, wenn Zimmer leer bleiben. Aber natürlich wird es ein Gremium geben, mit dem wir über die Auswahl der Neuzugänge abstimmen. Das muss ja passen. Wir wollen hier ja ein friedliches Zusammenleben haben. Nur zufriedene Mieter sind treue Mieter.

Wie fit müssen die möglichen Mieter sein?

Ich gehe schon davon aus, dass hier auch Leute mit eingeschränkter Mobilität einziehen können. Pflegerische Leistungen zur Verfügung zu stellen, ist wegen gesetzlicher Auflagen schwierig. Dann müsste man beispielsweise eine 24-Stunden-Betreuung bieten, was kaum zu bezahlen ist. Aber ich denke, es gibt hier Kompromisslösungen.

Interview: Klaus Stopper