Kabarettist Arnulf Rating unterhielt mit bissigem Wortwitz und viel schwarzem Humor. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Arnulf Rating unterhält Gäste mit viel schwarzem Humor und einem satten Spritzer Wahrheit / Topaktuelle Themen präsentiert

Von Peter Morlok

Horb. "Mir langt’s! Heute noch geh ich ins Kloster! Und bin dort ›Ganz im Glück‹". So steht‘s zumindest auf der Web-Seite von Arnulf Rating geschrieben.

Und es war keine leere Worthülse, denn der 64-jährige, preisgekrönte Kabarettist mit dem Mundwerk, das schneller und vor allem treffsicherer als ein Maschinengewehr "Made in Oberndorf" schießen kann, ging tatsächlich ins Kloster. Ins Horber Kloster wohlbemerkt. Dort unterhielt er die Besucher im gutbesetzten Klostersaal mit allerbester Verbalakrobatik locker über zwei Stunden mit seinem aktuellen Programm "Ganz im Glück".

Er nahm seine Zuhörer mit in die skurrile Welt des Dr. Mabuse und seinem Faktotum Schwester Hedwig, die den Laden seit 40 Jahren mit Herz und Kodderschnauze zusammenhält und dabei so manches Geheimnis ausplaudert, das besser für immer in den Aktenschränken der Praxis in Eberswalde geblieben wäre.

Schwester Hedwig wurde inzwischen zu Ratings Markenzeichen, ohne das er nicht mehr auf Reisen geht. Er hat sie immer dabei, sie liegt auf einem Stuhl und ist in wenigen Handgriffen einsatzbereit. Wie übrigens alle seine Figuren.

Ob nun der smarte Wirtschaft-Glücksritter Fred Ferkelmann, der Dr. Mabuse selbst, Mutti Angela oder Rating höchstpersönlich, viele Requisiten braucht er dafür nicht. Den Ur-Rating kann man an den knallroten Schuhen erkennen, für die Verwandlung in den Doktor reicht ein Arztkittel, nur echt mit den zwei Kugelschreibern vorne drin, und für den Herren mit dem einnehmenden Wesen tut’s ein Aktenkoffer und ein anderes Brillengestell.

Und fertig sind die Hauptakteure einer atemberaubenden Reise durch die Welt des realexsitierenden Nonsens. Eine Welt, in der man schon froh ist, wenn man sein iPhone aus artgerechter Chinesenhaltung bekommt und dankbar dafür sein darf, dass der Patient Deutschland gleich von mehreren Spezialisten abgehört wird.

Arnulf Rating und die Politiker gehören ebenso zusammen wie er und Schwester Hedwig. Für ihn setzt sich diese Spezies nach wie vor aus Männern und Frauen zusammen, die man im Heimatort nicht mehr haben will. Deshalb sei es ganz praktisch, dass man diese Personen immer für eine gewisse Zeit wegwählen kann. Blöd nur, dass auf der Vorschlagsliste für die Einweisung in die Anstalt nach Berlin gleich 75 Patienten stehen, von denen man aber nur einen aussuchen darf. "Und der läuft dann dort ganz allein rum. Ohne Ehefrau, ohne Pfleger, ohne Bewährungshelfer". Da es sich bei diesen "Weggewählten" im Allgemeinen um ganze besonders kluge Herrschaften handelt, müssen ihnen die Chauffeure auch immer die Wagentür aufhalten. "Wegen der Kindersicherung", verriet der Kabarettist.

Neueste Nachrichten Kabarett-tauglich verarbeitet

Angela Merkel – der Ring ist ihr gelungen – und Uschi von der Leyen mag er gerne. "Die Uschi hat damals in Hannover als erste Amtshandlung den Blinden das Blindengeld gestrichen. Seitdem fallen die ständig die Treppe runter und die Uschi kriegt ihr ironisches Dauergrinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht", so eine seiner bitterbösen Anmerkungen, mit denen er seine Pointen unterfüttert.

Für die Besucher dieser Veranstaltung war es nicht immer ganz leicht, dem Stakkato aus Wortwitz und Ironie zu folgen. Rauschte der eine Satz noch durch die Hirnwindungen, war Rating schon wieder drei oder noch viel mehr Sätze weiter. Der blitzgescheite, wortgewaltige Wuppertaler, der heute in der Haupt-Anstalt Berlin, nah bei seinen Patienten lebt, ist auch bei seinem Programm "Ganz im Glück" immer topaktuell. Die neuesten Nachrichten werden prompt Kabarett-tauglich verarbeitet und menschliche Systemabstürze sofort wieder mit neuester Software upgedatet. "Und immer schön dreimal am Tag googlen" so die ärztliche Anweisung. Und er ist immer dort, wo die wirklichen Notfälle, die echten Kranken sind, die ihre Symptome nicht vom Beipackzettel ablesen – "deshalb sind Hedwig und ich heute in Horb und kümmern uns auch um Hochbrücke und Einkaufszentrum".

Politkabarett muss nicht immer unbedingt zwanghaft lustig sein. Viel schwarzer Humor, mehr als bissige Randnotizen und ein satter Spritzer Wahrheit haben aber noch nie wirklich geschadet. Und wer zu Rating geht, der weiß, was ihn erwartet.