Staunend steht Ralph Zimmerann (links) vor einigen der Skulpturen und lässt sie sich vom Künslter, Andreas Futter, erklären. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Neue Ausstellung eröffnet: Andreas Futters Werke treffen den Nerv und lassen auch schmunzeln

Seltsame Wesen bevölkern seit Sonntagnachmittag offiziell die Räume des Kunstvereins Oberer Neckar (KVON) im zweiten Stock des Klosters.

Horb. Künstler Andreas Futter, geboren in Hechingen und nun in Schwäbisch Hall wohnhaft, setzt seine Zwerge, Wolkenschieber, Prinzen und Könige, seine Schelme und Eulenspiegel ganz bewusst in den Kontext mit der Schwere des Materials, aus denen er sie formt.

Die Leichtigkeit des hintergründigen Witzes, die er seinen Figuren immer mitgibt, steht in Konkurrenz zur Schwere der Bronze, aus der Futter seine Skulpturen formt.

Jede Plastik, jedes Bild, das Futter ausstellt, erzählt eine ganz eigenständige Geschichte. Man braucht sich nur die Hilfestellungen in der Arbeit "Teamwork" anzuschauen, die man sich gegenseitig geben muss, um irgendein Hindernis – sei es in der Natur oder im täglichen Leben – überwinden zu können. Aber auch seine Plastik "Zwiegespräch" oder seine Standpunkte in Acryl auf Leinwand brauchen keine großartigen Erklärungen – sie sprechen eine ganz eigene Sprache, die der Betrachter sofort versteht.

Die Plastiken, Bilder und Zeichnungen, die Andreas Futter in 72 ausgestellten Exponaten unter dem Titel "Tiefgänge und Höhenflug" präsentiert, bieten keine Fake-News, wie Futters Künstlerfreund und Wegbegleiter CHC Geiselhart treffend in seinen Ausführungen im Rahmen der Vernissage feststellte. Sie erzählen einfach ihre eigene Geschichte.

Bis zum 15. Oktober sind nun die Narren und Boten, antiken Gottheiten und mythischen Gestalten, die kleinen, Schnabel-bewehrten Philosophen, Wolkenschieber und Stelzenläufer, die Säulenspringer, Stangenhocker, Überflieger und Himmelsstürmer jeden Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr in der Galerie zu sehen, und mit jedem der vorbeikommt, unterhalten sie sich.

Am Sonntagnachmittag unterhielten sich jedoch erst mal die Premierengäste über die Schönheit dieser Ausstellung. Der Vorsitzende des KVON, Benno Müller, freute sich sehr über den großen Zuspruch, den diese erste Ausstellung nach der Sommerpause fand. Nicht nur die vielen bekannten Gesichter aus der Horber Kunstszene sah man, auch einige Futter-Fans, die eine etwas längere Anreise gerne in Kauf nahmen, waren unter den Vernissagegästen zu sehen.

Die Anreise von Bürgermeister Ralph Zimmermann war zwar kurz, doch sein Grußwort hatte es in sich. Zimmermann machte es sich bei seiner ersten Rede vor den Horber Kunstfreunden nicht ganz einfach. Er verzichtete auf bekannte Zitate und das allgemeine Blabla über Kunst, das von Grußwortüberbringern gerne unters Volk gebracht wird, und ging die Sache aus ganz anderer Sicht an. Zuvor war er bei der Feuerwehr, die gerade in Mühringen ihre Jubilarfeier hatte, und deshalb stellte er sich die Frage: "Lebensretter und Kunst – wie passt das zusammen." Eine Frage, auf die er sich selbst und natürlich auch seinen Zuhörern eine Antwort gab. "Auch Kunst kann Leben retten. Kunst kann einen beim Betrachten aus der Ecke der Einsamkeit, der Isolation herausholen", zog der Bürgermeister den Vergleich. Und: "Man muss sich mit ihr beschäftigen, wenn man sie verstehen will", so Zimmermann. Er zeigte sich darüber erfreut, dass gerade in Horb eine so intensive Auseinandersetzung mit der Kunst, auch im öffentlichen Raum, stattfindet.

Kunst kommt aber nicht nur in Form von Plastiken, Bilder oder Zeichnungen daher, Kunst hängt nicht nur im Rahmen oder steht in Museen, nein, Kunst kann auch sehr wohlklingend sein.

Hans-Jürgen Sesterheim stellte dies mit seinem Saxofon während dieser Veranstaltung wieder einmal unter Beweis. Und nicht zu vergessen, Kunst in gebackener Form schmeckt toll. Konditormeister Helmut Kipp unterstreicht dies bei jeder Vernissage des Kunstvereins Oberer Neckar. Vernissagen folgen jedoch immer den gleichen Gesetzen, und erst, wenn der letzte Flachswickel verspeist und der letzte Tropfen Rotwein geleert ist, dann gehen die Besucher zufrieden nach Hause. So auch am Sonntagabend gegen 18.30 Uhr.

Weitere Informationen: www.andreasfutter.de