Die Einrichtungen haben nicht genügend Personal. Foto: dpa/Friso Gentsch

Mehrere hundert Kinder werden bei der Kita-Platzvergabe 2023/2024 in Villingen-Schwenningen leer ausgehen. Die Situation verschärft sich zusehends.

Anfang Mai war es so weit: Die Zusagen für die Kita-Plätze in Villingen-Schwenningen wurden verschickt. Doch viele Eltern warten noch immer vergeblich auf einen Brief. Zwar ist die Vergabe erst im Sommer endgültig abgeschlossen - wer jetzt aber keine Zusage hat, kann nur hoffen, dass andere ihren Platz nicht annehmen und sie doch noch „nachrutschen“. Schon jetzt ist absehbar, „dass leider wieder mehrere hundert Kinder keinen Platz erhalten können“. Diese Auskunft gibt Madlen Falke, Pressesprecherin der Stadt.

Laut Falke verschärft sich die Situation „nicht allein in Villingen-Schwenningen, sondern deutschlandweit“. In Deutschland hat jedes Kind ab einem Jahr bis zur Einschulung einen Rechtsanspruch auf Kita-Betreuung. Dieser Anspruch kollidiere geradezu mit dem wachsenden Personalmangel, so die Pressesprecherin. Kommunen würden dadurch vor immensen Problemen im Alltag stehen. In Villingen-Schwenningen ist der Personalmangel bereits so groß, dass sich Eltern in zwei Einrichtungen jüngst mit kürzeren Kita-Betreuungszeiten arrangieren mussten. Es handelt sich dabei laut Falke um „noch überschaubare Kürzungen“.

OB kann den Frust der Eltern nachvollziehen

Indes haben sich bereits im März 19 Stadtoberhäupter aus dem Südwesten an Ministerpräsident Winfried Kretschmann gewandt und einen Dialog zum Thema gefordert. Darunter auch Villingen-Schwenningens Oberbürgermeister Jürgen Roth. Er meint: „Die Unzufriedenheit der Eltern, denen kein Kitaplatz angeboten werden kann, ist zu 100 Prozent nachvollziehbar.“ Es frustriere auch die Kommunen in höchstem Maße, die Bedarfe, die weit höher sind als das Leistbare, nur bedingt bedienen zu können. Es sei wichtig, darüber zu sprechen, wie „Wunsch und Wirklichkeit miteinander funktionieren sollen“. Mit dem Personal stehe und falle die ganze Kinderbetreuung. „Wir schaffen Plätze wie am Fließband, die nützen uns aber nichts, wenn wir dann keine Erzieher haben“, so Roth.

Was aber tut die Stadt, um dem Personalmangel zu begegnen? Hier forciert die Kreisstadt laut Falke drei Punkte: Stellen verstärkt bewerben, Ausbildung von Nachwuchs und Nachqualifikation von Hilfskräften. Darüber hinaus setzt man auf die Qualifizierung von Tagesmüttern und Tagesvätern.

Viele neue Plätze sollen geschaffen werden

Nun mangelt es in Villingen-Schwenningen sowie in ganz Baden-Württemberg nicht nur an Personal, sondern auch an Plätzen. Zu den Gründen gehören der anhaltende Geburtenanstieg der vergangenen Jahre sowie der gestiegene Bedarf an Krippenplätzen - aufgrund der zunehmenden Erwerbstätigkeit von Frauen.

Die Stadt sieht sich bezüglich der Plätze auf einem guten Weg. „Der Kita-Ausbau und die Bereitstellung von mehr Plätzen wird in VS vehement vorangetrieben und gelingt auch!“, betont Pressesprecherin Falke. In den nächsten Jahren würden viele neue Kita-Plätze geschaffen. Beispielhaft sei hier die Kita der Arbeiterwohlfahrt auf der Möglingshöhe in Schwenningen, die Kita Oberer Brühl, die Kita-Erweiterung Helene-Mauthe auf Eschelen und die Kita Bürkstraße 1 in Schwenningen. Ein weiteres Projekt sei ferner die Erweiterung der Oberlin-Kita in Schwenningen. Außerdem stehe das Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport im Gespräch mit freien und kirchlichen Kita-Trägern über zusätzliche Erweiterungsoptionen.

Platz kann eingeklagt werden

Was für Möglichkeiten haben derweil Eltern, deren Kinder leer ausgehen? Aufgrund des Rechtsanspruches können Kitaplätze tatsächlich eingeklagt werden. Wer mit Erfolg klagen möchte, sollte sich jedoch an einen bestimmten Ablauf halten. Dazu gehört, sich vehement nach einem freien Platz zu erkunden, das Jugendamt zu kontaktieren und förmlich Widerspruch gegen eine Absage einzulegen.

Förderrichtlinien für Kitas

Am Mittwoch, 24. Mai, sollen im Gemeinderat Villingen-Schwenningen Förderrichtlinien für Kitas verabschiedet werden. Ziel ist es, die Verträge mit den freien Kita-Trägern zu vereinheitlichen und zu standardisieren. Diese Förderrichtlinien bezeichnet Pressesprecherin Falke als Meilenstein.