Glücklich im Ziel Foto: Manuel Kamuf/Lightworkart

Viel vorgenommen hatte sich die Gechingerin Katharina Jaiser für ihren Start bei den deutschen Meisterschaften über 5000 Meter. Und sie hat geliefert!

Nach dem Sieg bei den süddeutschen Meisterschaften ist die 36-Jährige von der Gazelle Pforzheim/Königsbach auch in Kassel vielen Jungen davongelaufen. Am Ende legte die – nach eigener Aussage – „Ommmma“ der Trainingsgruppe des VfL Sindelfingen fast eine Punktlandung hin. „Was rauskommt, weiß ich nicht. Top 15 und unter 16:45 Minuten wäre schon toll“, gab sie im Vorfeld als Ziel aus. Da hatte sie die Rekordtemperaturen des Wochenendes noch nicht im Hinterkopf.

Superheiß – superschnell

Am Ende wurde es der elfte Platz unter 24 Starterinnen und die absolute Klassezeit von 16:46,06. „Das muss ich selbst auch erst mal begreifen“, fasste sie sich am Ende des superheißen Tags in Kassel an den Kopf.

„Das war von Anfang an ein krasses Feeling“, sagt die Gechingerin, ein Erlebnis wie eine Reise in die Vergangenheit, als sie unter ihrem Geburtsnamen Becker dreimal deutsche Juniorenmeisterin geworden war.

Im emotionalen Hoch

Auf das Warmlaufen und den Appell im „Callroom“ zur Überprüfung der Startnummer und der Spikes ging es in zwei Gruppen – geführt von den Kampfrichtern – durch einen Tunnel ins volle Stadion. „Die Luft, die Stimmung und die Bahn haben gebrannt“, freute sich Katharina Jaiser auch im Nachhinein noch über dieses emotionale Hoch: „Dieser erste Blick nach dem Tunnel – ich hab immer noch Gänsehaut!“

Die Bahn glüht – da heißt es, kühlen Kopf zu bewahren Foto: Jaiser

Obwohl dazu rein temperaturtechnisch gar kein Anlass bestand, denn es war „doch schon ziemlich warm“, sagt sie verschmitzt.

Erst Gebummel, dann geht’s ab

Das Rennen über die 5000 Meter, gestartet um 18.10 Uhr, begann mit viel Gebummel, dann sortierte sich das Feld etwas. Viele Positionswechsel sorgten für Unruhe, das Tempo wurde bis Kilometer 3 angezogen, und die Durchgangszeit bei 3000 Meter (9:59 Minuten), war schon sehr schnell – zu schnell für Jaiser, die nach hinten durchgereicht wurde. „Ich hatte aber meine Uhr und die Bestzeiten der Konkurrenz im Blick“, blieb sie ganz ruhig, „und ich habe es heute geschafft, geduldig zu bleiben.“

Schrecksekunde 800 Meter vor dem Ziel

Und so kamen ihr die Davongeeilten „alle nach und nach wieder entgegen“. Schrecksekunde 800 Meter vor Schluss: Direkt vor Jaiser ereignete sich – „durch Platzgehirsche“, wie sie es ausdrückt – ein Sturz. „Ich hatte mich heute aber im Griff und hab ausnahmsweise mal nicht mitgemacht“, sagt sie lachend.

Motto: Gas geben!

In der letzten Runde gab die 36-Jährige noch mal Gas, legte die 400 Meter in 72 Sekunden auf die glühende Bahn, schnappte sich noch die vor ihr laufende Annika Börner (Essen) und lief glücklich als Elfte ins Ziel. „Es fällt schwer zu glauben, was da passiert ist heute. Dass ich trotz Hitze heute so abliefern kann – das hätte ich nicht gedacht.“ Aber Katharina Jaiser motiviert als Coach ja auch andere Läuferinnen und Läufer und hat auch dafür einen Spruch parat: „Lass immer noch ein kleines bisschen Platz für das Unvorstellbare!“

Nächste Ausfahrt: Walldorf

Dass Favoritin Alina Reh (SCC Berlin) wegen Achillessehnenproblemen aufgeben musste, tat Katharina Jaiser leid: „Echt schade, ich hätte ihr den Sieg von Herzen gegönnt.“ So gewann nicht unerwartet Lea Meyer (Leverkusen) in 15:26, 81 Minuten mit großem Abstand vor Eva Dieterich (Tübingen).

Nächstes Ziel von Katharina Jaiser sind die baden-württembergischen Meisterschaften in Walldorf am 15./16. Juli über 1500 Meter („vor dieser Strecke habe ich eine Menge Respekt“) oder 3000 Meter. „Oder beides“, sagt Katharina Jaiser mit einem Achselzucken.

Ein Eis beflügelt

Am Ende kommt es eh auf die richtige Unterstützung an. Und die hat Katharina Jaiser immer in Person ihrer Kinder Finn (5) und Lina (3) auf der Tribüne sitzen. Denn warum lief ihre Mama die letzte Runde so schnell? Klar, weil es von der Tribüne tönte: „Mama, beeil dich! Ich möchte ein Eis!“ Die beiden haben eins bekommen. Und Katharina Jaiser zur Belohnung auch. Sie hat es sich verdient.