Maximiliane Rall aus Bösingen hat sich beim FC Bayern München etabliert und noch große Ziele vor Augen. Foto: Eibner-Pressefoto

Novum: Zwei Bösinger sind in diesem Jahr Deutscher Fußball-Meister: Joshua Kimmich und Maximiliane Rall. Und beide haben im nächste Jahr ein großes Ziel.

Sie hat eine erfolgreiche Saison mit dem FC Bayern München gespielt und durfte gemeinsam mit ihrem Team und den Männer-Profis den deutschen Meistertitel auf dem Rathausbalkon am Münchner Marienplatz feiern: Maximiliane Rall aus Bösingen. Maxi Rall, vom Naturell immer in guter Laune, ist entspannt und zeigt sich wie immer bescheiden. Beim Bezirkspokal-Finaltag in Bösingen mit 1800 Zuschauern nahm sie die Siegerehrung beim Frauen-Finale vor. „Das habe ich sehr gern gemacht, und es waren ja sehr viele Zuschauer bei den beiden Spielen.“

Große Kulissen gewohnt

Selbst ist sie inzwischen größere Kulissen gewohnt: In der Champions-League. Die Gegner heißen Arsenal London, Benfica Lissabon oder FC Barcelona. „Das ist schon eine andere Hausnummer. Sehr anstrengend allerdings durch den Reisestrapazen. Wir fliegen da immer einen Tag vorher hin, einen Tag später zurück. Daher haben wir gar nicht mehr so viel Training auf dem Platz in den englischen Wochen“, erzählt sie.

Die Erlebnisse bleiben hängen: „In Barcelona im Nou Camp vor vollen Rängen zu spielen war einmalig. Obwohl wir 0:3 verloren haben und daheim dafür 3:1 gewannen – als Barça die Tore erzielt hat, diese Stimmung, der Jubel, sowas habe ich noch nicht erlebt. Es war gewaltig.“ Nicht erwähnt hat sie, dass sie beim 3:2-Auswärtssieg in Portugal bei Benfica Lissabon nach einem 0:2-Rückstand mit ihrem 2:1-Anschlusstreffer die Wende einleitete.

Frauen-Bundesliga immer besser

Den DM-Titel holten die Bayern-Frauen Dank einer starken Rückrunde. „Der Zweikampf mit dem VfL Wolfsburg hat Rivalität, die Bundesliga wird immer besser, die Spiele enger, es gibt mehr Überraschungen, weil sich viele Teams mit der guten Nachwuchsförderung weiterentwickeln. Man gewinnt eben nicht mal mehr überall im Vorbeigehen mit 4:0 oder 5:0. Dies ist gut so und steigert die Attraktivität. In der Liga setzte sich Rall mit ihrem Team vor die Wölfinnen, im DFB-Pokal gab es gegen den Dauersieger das Aus. „Es gibt so Tage, da geht einfach mal nichts zusammen“, erklärte sie die 0:5-Packung.

Berufliche Perspektiven

Hier kommt schon das Interesse der studierten Psychologin durch, in Sachen Analyse und Weitblick für die Medienarbeit. Unlängst hat sie beim Fernsehsender Sky einen Kommentatoren-Lehrgang bei Claudia Neumann absolviert, die das Champions-League-Finale Manchester City gegen Inter kommentierte. Ein Berufsfeld für nach der Karriere? „Ja, kann ich mir vorstellen.“ Oder vielleicht als Trainerin arbeiten? „Nein, definitiv nicht. So was ist nichts für mich. Schon eher Schiedsrichterin. Das könnte ich mir durchaus vorstellen.“

Englischer Garten statt Trubel

Maximiliane Rall lebt eher ruhig und zurückgezogen. „In München bin ich nicht so viel in der City. Ich habe lieber meine Ruhe wie im Englischen Garten.“ Im Gegensatz zu den Männern und deren Bekanntheitsgrad „weiß ich es zu schätzen, wenn ich auf der Straße nicht so oft erkannt werde“, meint sie süffisant. Berührungspunkte mit den Herren gibt es wenige. „Wir trainieren im Campus, die an der Säbener Straße. Bei gemeinsamen Werbeterminen trifft man sich ab und an.“ Das Trainingslager in Katar absolvieren die Frauen zeitgleich mit den Herren, nur ohne Medienrummel und in einem anderen Hotel untergebracht.

In der neuen Saison ist Maxi Rall innerhalb der Mannschaft eine offensivere Rolle zugedacht. „Dies freut mich, ich habe ohnehin einen Drang nach vorne, kann auf verschiedenen Positionen spielen“, strahlt die Bösingerin Torgefahr aus. Die 29-Jährige, 1,80 Meter große Spielerin, die noch Vertrag bis 2024 hat, schoss in der abgelaufenen Bundesliga-Spielzeit in 19 Partien immerhin fünf Treffer. In 49 Pflichtspielen in drei Wetbewerben hat sie für den FC Bayern seit 2021 immerhin schon 16 Tore markiert.

Darauf angesprochen, nimmt die neunfache Nationalspielerin indes das Thema Nationalmannschaft mit einem Schmunzeln: „Es ist im Moment keines. Ich stehe auf Abruf bereit für den Kader für die Weltmeisterschaft in Neuseeland und Australien. Sollte jemand ausfallen, kann es sein, dass ich von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg benachrichtigt werde.

Nach einer Woche in der Heimat im Kreis Rottweil, wo sie sich vom Fußball mental erholt hat und die Gegend im Schwarzwald beim Moutainbiken erkundete, „weil ich mich immer bewegen und Sport machen muss“, ging es wieder nach München. Die Sommervorbereitung auf die kommende Runde wird wegen der WM etwas anders verlaufen. „Wir werden eine kleinere Trainingsgruppe sein, weil wir viele Nationalspielerinnen haben, die mit ihren Ländern unterwegs sind. Da werden wir mit der 2. Mannschaft aus der zweiten Bundesliga zusammen trainieren.“

Ziel: Champions-League-Triumph

Und neue Ziele entwerfen: „Ein Verein wie der FC Bayern möchte bei den Frauen ebenfalls irgendwann die Champions-League gewinnen. Personell werden wir noch stärker und für mich natürlich die Konkurrenz größer. Aber es macht riesig Spaß und ich liebe Herausforderungen. Die verschiedenen Typen und Charaktere machen uns international“, wechselte sie 2021 von der TSG Hoffenheim in die bayrische Landeshauptstadt. Davor spielte sie von 2015 bis 21 bei den Kraichgauern, wohin sie vom VfL Sindelfingen mit 21 Jahren gewechselt war.

Sichtbar weiterentwickelt – fußballerisch und körperlich. „Ja, das Training beim FC Bayern ist auf einem hohen Niveau. Dazu gehe ich gerne jeden möglichen Tag in den Kraftraum, zusammen mit Linda Dahlmann.“

Energie tanken

Energie tanken, Kopf freibekommen und sich auf dem Platz gegenüber den Gegenspielerinnen noch präsenter zu machen. Für den VfB Bösingen ist es derweil ein Novum im deutschen Fußball: Mit Maximiliane Rall und Joshua Kimmich gibt es zwei deutsche Meister in einem Jahr. Vielleicht gibt es im nächsten Jahr zwei Champions-League-Sieger aus dem 3400-Einwohner-Örtchen.