Am dritten Tag des Projekts „Forschen wie Humboldt“ schien endlich die Sonne – sehr zur Freude der jungen Forscher, die an dem Projekt im Naturerlebniszentrum in Oberdigisheim und Umgebung teilgenommen haben. Foto: Alexandra Kischkel-Bahlo

Elf Kinder haben beim Projekt „Forschen wie Humboldt“ der Sparkassenstiftung Umwelt+Natur mitgemacht. Dabei haben sie den Lebensraum des Bibers und seinen Einfluss auf die Landschaft erforscht – und zwar mit den Methoden des berühmten Forschers.

Die Natur hautnah erlebt und besondere Herausforderungen gemeistert haben elf Kinder zwischen neun und 13 Jahren, die am Projekt „Forschen wie Humboldt“ der Sparkassenstiftung Umwelt+Natur im Naturerlebniszentrum (NEZ) in Oberdigisheim teilgenommen haben.

Alexandra Kischkel-Bahlo und Hannes Schurr vom Stiftungsteam hatten sich gut vorbereitet, um die Jungforscher bei der ersten Tagesaufgabe, der Kartierung des Bibertrails, zu unterstützen. Doch schon am ersten Tag fiel der Regen in dichten Schnüren und der Wind pfiff in Böen durch das Hochtal am Großen Heuberg.

Selbst zwei Tage langes Regenwetter bremste kaum den jungen Forschergeist

Dort zeugt ein etwa eineinhalb Kilometer langer Bachabschnitt mit Staudämmen, Fressplätzen und Burgen von der Schaffenskraft des 30 Kilogramm schweren Bibers. Die Kapuzen fest über den Kopf gezogen, notierten die Kinder mit klammen Fingern in ihrem kundenihre Funde. Doch schon nach zwei Stunden musste die Veranstaltung im NEZ fortgesetzt werden. Mit kalten Füssen und durchnässter Kleidung war ein Weiterforschen nicht mehr möglich.

Auch am zweiten Tag gab es wieder eine nasse Dusche von oben. Doch diesmal hatten die Kinder eine zusätzliche Kleiderlage draufgelegt und das Forschungsgebiet wurde ins Vohtal, einem kleinen Seitental des Bäratals, verlegt. Dort war es windgeschützt und die Gruppe ging mit neuem Elan an die Arbeit. Auf dem Programm stand das Fangen von Kleinlebewesen im Bach. In den Keschern landeten Strudelwürmer, verschiedene Eintagsfliegen-Larven, Köcherfliegen-Larven und Schwimmkäfer.

Viele verschiedene Tierarten deuten auf eine gute Wasserqualität hin

Auch im Regen hatten die Kinder Spaß, die Natur zu erforschen. Foto: Alexandra Kischkel-Bahlo

Stiftungsökologe Hannes Schurr freute sich über die Vielfalt der Tierarten, denn ihr Vorkommen deutet auf eine sehr gute Wasserqualität hin. Das Forscherbuch wurde noch einmal aufgeschlagen, um die gefundenen Tiere abzumalen und einzutragen. Auch Humboldt hatte viele Tagebücher geführt, Zeichnungen und Skizzen angefertigt, um die Natur in allen Details zu verstehen.

Am letzten Tag schien endlich die Sonne und das Forschercamp wurde direkt am Bibertrail aufgebaut. Eigenständig untersuchten die Kinder einen Gewässerabschnitt und entdeckten neben Wasserskorpionen und Köcherfliegen-Larven auch Bergmolche. Schnell erkannten die Mädchen und Jungen die Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern: Die dunkelbraun gefärbten Männchen haben einen gelben Kamm auf dem Rücken und die unscheinbaren Weibchen einen breiten Bauch.

Am schönsten waren die vielen gemeinsamen Entdeckungen in der Natur

Mit Hilfe von Mikroskopen werden die Tierchen in das Forschertagebuch eingezeichnet. Foto: Alexandra Kischkel-Bahlo

Für die gesammelten Pflanzen kam die Drucktechnik zum Einsatz. Mit schwarzer Fingerfarbe wurden die Pflanzen bestrichen und wie ein Stempel auf Papier gepresst. Diese Drucktechnik wurde von Humboldt häufig auf Reisen verwendet, um auch unter schwierigen Bedingungen Pflanzenabbilder herzustellen. Pflanzengröße, Blütenform und Blätter werden so detailgenau wiedergegeben.

Beim gemeinsamen Rückblick hat sich die Gruppe besonders über die vielen Entdeckungen in der Natur gefreut: Vom eigentümlichen Kopf des Dreieckkopfstrudelwurms, den goldgelben Augen des Bergmolchs bis hin zu den fächerförmigen Atemorganen der Eintagsfliegen-Larve. Alles wurde bestaunt und die Sinne für das „Netz des Lebens“, wie der Forscher Alexander von Humboldt die Wechselbeziehungen zwischen Natur und Umwelt beschrieben hatte, geschärft.