Junge Freudenstädterinnen. Fast 30 Prozent ihrer Generation sehen hier keine Perspektive für sich. (Archivbild) Foto: Rath

Wie zufrieden sind die Jugendlichen in Freudenstadt? Und wo muss nachgebessert werden? Das sollte eine Umfrage klären. Über das Ergebnis diskutierte der Ausschuss für Verwaltung, Tourismus und Soziales.

Freudenstadt - "15 Prozent der Jugendlichen sehen hier keine Zukunftschancen für sich. Und weitere 13 Prozent wollen so schnell wie möglich hier weg", erklärte Siegfried Kögel während der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Verwaltung, Tourismus und Soziales.

Kögel ist Leiter des Jugendreferats. Daher kam ihm die Aufgabe zu, das Ergebnis einer Online-Umfrage unter den Jugendlichen der Stadt vorzustellen. Dass zusammengerechnet 28 Prozent der Jugendlichen früher oder später die Stadt verlassen möchten, sieht Kögel als Grund zu handeln. "Man muss schauen, wie man die Jugend noch stärker hier verwurzeln kann."

Es gibt Handlungsbedarf

Doch Oberbürgermeister Julian Osswald sah das eher gelassen. "Ich finde das nicht schlimm", meinte Osswald. "Ich bin froh um jeden, der erstmal weggeht und dann wiederkommt." Schließlich sei es doch wünschenswert, wenn die Jugend nach der Schule erstmal in andere Städte ziehe, um dort zu studieren.

Dennoch gibt es Handlungsbedarf. Da waren sich alle Anwesenden einig. Anita Zirz (SPD) warf sogar die Frage in den Raum: "Kann die Stadt ein Klein-Tübingen werden?" Schließlich mangle es ja nicht an Jugendlichen.

Jugend fühlt sich als Minderheit

Doch das hielt Osswald dann noch für unrealistisch, schließlich habe Freudenstadt ja im Gegensatz zu Tübingen keine 20 000 Studenten. "Wir werden keine junge Stadt werden." Dem pflichtete auch Kögel bei. "Dass die Bevölkerung überwiegend älter ist, ist ein Fakt."

Das Problem sei dabei aber ein anderes: "Die Jugendlichen sind nicht nur eine Minderheit, sondern sie empfinden sich auch so", beklagte Kögel. Immer wieder falle bei den befragten Jugendlichen der Begriff "Rentnerstadt." Ein großes Problem sei der Mangel an Freizeitangeboten. So hätten die Jugendlichen angegeben, dass es ihnen an Clubs, Konzerten, Festivals und Treffpunkten fehle. Auch der Skate-Park müsste eigentlich vergrößert werden. "Ich versuche, meinen Bereich bis ins extreme zu spannen, wenn wir jedes Wochenende Live-Musik machen", berichtete Kögel. "Mehr können wir nicht leisten."

Sammeltaxis sollen für mehr Mobilität sorgen

Auch der öffentliche Nahverkehr sei ein Problem für die Jugendlichen, berichtete Kögel. "Wenn die abends noch irgendwo hingehen wollen, kommen die teils nicht mehr nach Hause." Doch zumindest hier stellte Oberbürgermeister Osswald eine Lösung in Aussicht. Denn bald sollen regelmäßig Sammeltaxis verkehren, die dann jeder mit einer gültigen Monatskarte nutzen kann.

Doch wie kann man die Jugendlichen überhaupt erreichen, damit sie ihre Ideen und Forderungen einbringen können? Das Ergebnis bisheriger Formate wie des Jugendforums ist da doch eher ernüchternd. "Die kommen da einmal und noch ein zweites mal und dann bröckelt es schon", meinte Osswald.

Mitbestimmung durch Digitalformate

Das verwundert nicht, wenn man einen Blick in das Ergebnis der Umfrage wirft. Denn 47 Prozent der Jugendlichen würden sich am liebsten über digitale Formate beteiligen. Kögel schlug daher vor, vermehrt mit Jugendlichen über Video-Konferenzen zu kommunizieren.

Michael Kaltenbach (FWV) hingegen mahnte, es nicht zu übertreiben "Überfordern wir die Jugendlichen nicht." Letztendlich wollten die meisten doch von "den Alten" nichts wissen.