Die Marienfigur mit Jesuskind erinnert an die Wunder im Zusammenhang mit der Wallfahrtskirche "Maria in der Tanne". Fotos: Reutter Foto: Schwarzwälder-Bote

Seelsorgeeinheit: Kirchengebäude könnten in nächsten Jahrzehnten auf den Prüfstand kommen

Größere Wunder sind im Zusammenhang mit der Wallfahrtskirche Maria in der Tanne in der jüngeren Zeit nicht bekannt geworden. Dabei könnte die katholischen Seelsorgeeinheit ein Wunder gut gebrauchen.

Raumschaft Triberg. Der Besuch sowohl der Wallfahrtskirche wie auch der Stadtkirche in Triberg hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich nachgelassen, berichtet Diakon Klaus-Dieter Sembach. Er kann sich noch an seine Kindheit erinnern, als es in den 70er Jahren ganze Pilgerzüge nach "Maria in der Tanne" gegeben habe. Auch ein beliebter Ort für Trauungen sei die Wallfahrtskirche gewesen, weiß Sembach von jährlich rund 250 Trauungen in den 50er Jahren. In jüngerer Vergangenheit seien es gerade mal eine bis zwei Trauungen jährlich, in manchem Jahr auch gar keine Hochzeit.

Wallfahrtsgruppen sind auch weiterhin gern gesehen

Es gebe zwar noch Anfragen von Wallfahrtsgruppen für Besuche von "Maria in der Tanne". Und diese seien herzlich willkommen. Aber eine Betreuung durch die Seelsorgeeinheit in Form einer Pilgermesse sei personell nicht zu leisten, beschreibt Sembach weitere Veränderungen, die auch dazu führten, dass 2013 die Seelsorgeeinheit auf Triberg, Schonach, Schönwald, Nußbach und Gremmelsbach ausgeweitet wurde. Die Größe des Gebiets fordert die wenigen Hauptamtlichen in besonderer Weise.

Die Prognosen sind eher düster. Jedes Jahr "schrumpft" die Gemeinde, weist Sembach auf die jährlich rund 100 Todesfälle hin. Das Durchschnittsalter bei den Messebesuchern liege bei über 70 Jahren. "Und es kommen keine jungen Menschen nach", geht der Diakon davon aus, dass Marienfrömmigkeit bei der Jugend nicht im Trend ist.

Zum samstäglichen Wallfahrtsamt kann sich Sembach in den 90er Jahren noch an eine volle Kirche erinnern, mittlerweile seien es vielleicht 100 Besucher bei guter Witterung. Wenn diese Entwicklung anhalte, stünden in zehn bis 15 Jahren große Umbrüche bevor. Das betreffe aber nicht nur die katholische Seelsorgeeinheit hier, betont er. Die Rückgänge von Besucherzahlen in katholischen Kirchen seien ein allgemeiner Trend.

Eigentlich hätten in der Stadtkirche über 600 Menschen Platz. Tatsächlich seien es um die 150 Besucher in den Gottesdiensten. Von den Kirchenoberen seien die Gemeinden angehalten, auf unnötig gewordene Immobilien zu verzichten. So sei vorstellbar, dass eine der beiden katholischen Kirchen in Triberg in den kommenden Jahrzehnten aufgegeben und möglicherweise verkauft werde. Voraussichtlich konzentriere sich das Gemeindeleben dann auf die Wallfahrtskirche, die mit ihrem Namen "Maria in der Tanne" neutral formuliert sei, also nicht Triberg im Vergleich zu den anderen Pfarrgemeinden bevorzuge. Außerdem sei "Maria in der Tanne" von den anderen Pfarrgemeinden der Seelsorgeinheit aus gut zu erreichen.

Derzeit werde überlegt, das Wallfahrtspfarrhaus umfassend zu sanieren. Neben einem zentralen Pfarrbüro würde dort dann eine Wohnung für den Pfarrer entstehen. Dann könnte das Pfarrhaus neben der Stadtkirche verkauft werden. Unter diesen Voraussetzungen seien Zuschüsse in Aussicht gestellt worden, unter anderem vom erzbischöflichen Ordinariat, für die im Juli vom Pfarrgemeinderat favorisierte Sanierung des Wallfahrtspfarrhauses für rund 1,3 Millionen Euro. Über den Zuschussantrag sei noch nicht entschieden worden. Eine Sanierung des Wallfahrtspfarrhauses unterstreicht die Bedeutung von "Maria in der Tanne". Ein Verkauf der Stadtkirche sei aktuell nicht im Gespräch, betont Sembach. Wobei das in zehn bis 15 Jahren ein Thema sein könnte. Es bräuchte schon ein Wunder, damit wieder mehr Besucher in die Gottesdienste strömen und damit die Notwendigkeit für die Nutzung beider Kirchen langfristig gegeben sei.

Aus den Anfangszeiten der Wallfahrtskirche "Maria in der Tanne" im 18. Jahrhundert sind laut Diakon Klaus-Dieter Sembach über 200 Wunder bekannt, an die zum Teil in Votivtafeln in der Kirche erinnert wird.

Gleich zu Beginn habe es spektakuläre Heilungen gegeben, beispielsweise als Ende des 16. Jahrhunderts Barbara Franz von einem Augenleiden und Friedrich Schwab von Aussatz geheilt wurden. Ein Soldat namens Gabriel Maurer wurde auf wundersame Weise von Gliederschmerzen kuriert, die so stark gewesen sein sollen, dass er sich nicht mehr richtig habe bewegen können.

Seit Mitte der 80er Jahre liegen in der Wallfahrtskirche Bücher aus, in die sich Besucher eintragen können, erklärt Sembach. Gut vorstellbar sei, dass auch hier Heilungen vermerkt seien, die aber nicht bekannt seien, weil niemand die Bücher darauf hin durchschaue.