Der bis dato glücklose Stuttgarter Top-Torjäger Serhou Guirassy bejubelt sein Tor zum 3:0 mit Hiroki Ito. Foto: dpa/Tom Weller

In Stuttgart ist trotz der guten Ausgangslage nach dem 3:0-Heimsieg in der Relegation allen Beteiligten klar: Das Rückspiel in Hamburg wird noch einmal ein hartes Stück Arbeit.

Sebastian Hoeneß wollte nach dem berauschenden 3:0-Erfolg seiner Mannschaft gegen den Hamburger SV nichts von einer „halben Miete“ wissen. Er bezeichnete dieses erste von zwei Nord-Süd-Duellen als die erste Halbzeit der Relegation – „und ein Spiel ist nie zur Halbzeit erschienen.“

Die „richtige Temperatur“

Diese Überzeugung scheint sich trotz der komfortablen Ausgangssituation für das Rückspiel im Hamburger Volksparkstadion am Montag (20.45 Uhr) durch den gesamten Verein zu ziehen. Sportdirektor Fabian Wohlgemuth erwartet im zweiten Relegationsduell einen HSV, „der von der ersten Minute an auf das Führungstor gehen wird“. Laut Hoeneß habe in der Kabine nach der Partie am Donnerstagabend die „richtige Temperatur“ geherrscht. „Die Jungs wissen genau, was zu tun ist“, ist sich der 41-Jährige sicher.

Vom Pechvogel zum Helden

Eine der Geschichten dieses Spiels war die Evolution des Serhou Guirassy. In der ersten Halbzeit hatte der Stuttgarter Top-Torjäger noch zwei hundertprozentige Chancen vergeben – einmal per Elfmeter und einmal alleine vor HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes. Nach dem Seitenwechsel avancierte der Mann aus Guinea dann aber doch wieder zum Helden und erzielte das vorentscheidende 3:0. Seine Mitspieler und auch Hoeneß hatten ihm nach mehr als unglücklichen ersten 45 Minuten in der Kabine Mut zugesprochen, wie der 27-Jährige nach der Partie verriet.

Die Welle der Euphorie, die sich bereits vor dem Anpfiff und erst recht nach dem Führungstreffer durch Konstantinos Mavropanos nach nur 45 Sekunden in der ausverkauften Mercedes-Benz-Arena breitgemacht hatte, kannte spätestens nach Guirassys 3:0 keine Grenzen mehr. Hoeneß machte sich kurz Sorgen, dass seine Mannschaft in einer ohnehin schon hektischen Partie überdrehen könnte. Die nötigen Chancen, ein noch höheres Endergebnis zu erzielen, waren zweifelsfrei da. Doch der Stuttgarter Coach mahnte sein Team, „nicht zu gierig“ zu werden. „Wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Wir haben ein gutes Ergebnis erzielt, zu null gespielt. Das war sehr wichtig“, so Hoeneß.

Unfassbare Stimmung

Das 3:0-Endergebnis hätte wohl auch jeder der 47 500 Zuschauer – mit Ausnahme der mitgereisten HSV-Fans – vor Beginn der Partie mit Kusshand unterschrieben. Die Stuttgarter Fans peitschten ihr Team über die gesamte Spielzeit hinweg nach vorne. Gerade bei den Toren war der Lärm teils ohrenbetäubend. Die Cannstatter Kurve brannte, häufig sogar buchstäblich, denn das Pyrotechnik-Repertoire der Ultras dachte gar nicht erst daran, knapp zu werden. Auf den Rängen entwickelte sich mit jeder abgelaufenen Spielminute eine euphorische Einheit, ein Meer aus Rot und Weiß, das es phasenweise unmöglich machte, dem Geschehen auf dem Rasen seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Fabian Wohlgemuth sprach nach Abpfiff von einer nicht enden wollenden Gänsehaut – er wird nicht der Einzige gewesen sein, auf den das an diesem Abend zutraf.

Zusammen!

Doch sogar auf der Tribüne war die Gewissheit, dass die Rettung noch nicht geschafft ist, regelrecht zu spüren. Neben den gewohnten „VfB, VfB“-Rufen war noch ein anderes Wort immer wieder aus tausenden Kehlen zu hören: „Zusammen!“ Mannschaft, Trainerstab, Verantwortliche und Fans – zusammen will man am Montag den Klassenerhalt endgültig besiegeln.