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Schwenninger Narrenzunft feiert Auftakt im Beethovenhaus. Zunftmeister Martin Wittner begrüßt zahlreiche Gäste.

Villingen-Schwenningen - Mit spitzer Zunge kommentierte Schwenningens Zunftmeister Martin Wittner beim traditionellen Abstauben der Narrenzunft im Beethovenhaus am Mittwoch kommunale Ereignisse des vergangenen Jahres. Seinem scharfen Auge ist kaum etwas entgangen, was die Verwaltung getan oder eben nicht getan hat.

Wie in den Jahren zuvor, blieb Wittner seinem Spruch treu: "Ich freue mich, dass wir die Stadt und den OB haben, denn wenn ich mich nicht freue, haben wir sie auch."

Traditionell stimmte der Fanfarenzug der Narrenzunft in die närrische Zeit ein. Unter den vielen Ehrengästen aus Politik und Gesellschaft waren Vertreter der Narrozunft und anderer Fastnachtsvereine aus Villingen.

Bei der Ehrung langjähriger Mitglieder ließen es sich einige Villinger Narrenräte nicht nehmen, das Badner-Lied lautstark zu singen. Das Pendant, das Württemberger-Lied, erklang allerdings nicht. Offensichtlich fühlten sich die Schwenninger zu überrumpelt.

Martin Wittner fing mit einem "delikaten Thema" an, wie er meinte. Denn Oberbürgermeister Rupert Kubon, der zuweilen ein wenig hyperaktiv sei, habe bei der Fasnet im vergangenen Jahr vollen Einsatz gezeigt. Dabei sei der Fuchsschwanz an seiner Schwenninger Narrenkappe allerdings in zwei Teile gerissen worden. Er freue sich nun, "dem OB einen neuen Schwanz zu überreichen." Die Freude war ganz auf dessen Seite – und vor allem deshalb, weil Wittner ihn dergestalt an der Kappe befestigt hat, dass "er mir nicht im Gesicht hängt", freute sich Rupert Kubon. Wenn das Pendel für den Hansel auf dem Narrenbrunnen nicht endlich bis zur Fasnet angebracht sei, werde er die Tännlelupfer nach Villingen schicken, um die Glocken wieder nach Schwenningen zu holen, die einst die Villingen entwendet haben. Damit werde dann das Pendel gegossen, auf den die Zunft schon seit fünf Jahren warte.

Wittner holte weiter zum Rundumschlag aus: Die Blumentröge in der neuen Fußgängerzone glichen eher Elefantenklos, und die Straßenlaternen in der unteren Muslen mittenrein zu platzieren, gehe gar nicht. "Super, jetzt geht es los", freute sich der Zunftmeister über den neuen Baubürgermeister Detlev Bührer, der allerdings nicht anwesend war. Dass er schon nach wenigen Tagen im Amt gesagt habe, sein Schreibtisch sei zu klein, habe ihn schon beeindruckt. Er hoffe nur, so Wittner, dass sich Bührer nicht als "Sitzriese und Stehzwerg" entpuppe.

Dass die Neugestaltung des Marktplatzes eigentlich keine neue Idee sei, dokumentierte Wittner mit einem Zitat von Oberbürgermeister Gerhard Gebauer aus dem Jahr 1978. Das einzig Neue sei jetzt, dass auf der Mitte des Platzes ein "Stecken stehen soll, der Sonnenuhr heißt." Immer wieder gut kommen Bemerkungen zum leer stehenden "s’Rössle". Es sei schon beachtenwert, dass ein privater Investor bereits nach elf Jahren schon ganz nah an einem zweiten Ankermieter sei. Eine "exzellente Marketingstrategie" der Messegesellschaft sei es gewesen, unter dem Vorwand der Gema-Gebühren den Weihnachtsmarkt ohne Musik zu veranstalten.

Die geschäftstüchtige Idee von Rupert Kubon, die städtischen Finanzen aufzubessern etwa für den neuen Schwenninger Marktplatz oder das Pendel für den Hansel, riss das närrische Volk allerdings nicht mit. Er wollte seinen abgerissenen Fuchsschwanz meistbietend versteigern. Auch der zweite Vorschlag, die neue Stadtteilhalle in Schwenningen Martin-Wittner-Halle zu benennen, fand keine Sponsoren, allen voran selbst Martin Wittner nicht. Was die Erwiderung auf die anderen Themen betraf, gab sich Kubon einsilbig. Als OB "sei man eben sehr beschränkt, was man sagen kann und was nicht".