"Wo man singt, da lass’ dich ruhig nieder" ist auch die Devise von Maria Kasik, die sich inmitten fröhlicher Gäste am wohlsten fühlt.  Archiv-Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Feste sollte man feiern, wie sie fallen. Heinz und Maria Kasik macht diesmal der Lockdown einen Strich durch die Rechnung: Am Samstag wird der Wirt des Restaurant "Apfelbaum" 80 – und das Lokal gibt es seit 25 Jahren.

Albstadt-Ebingen. Mit ihrer jungen Familie waren Heinz und Maria Kasik 1966 aus Augsburg nach Ebingen gekommen und pachteten die Stadiongaststätte. Drei Jahre blieben sie dort, dann erwarben sie in der Langwatte den bisherigen "Pfauen" und eröffneten ihr eigenes Gasthaus, den "Holzwurm".

Der erwarb sich rasch einen Namen durch Veranstaltungen mit durchaus ausgefallenem Programm, etwa durch Motto-Partys wie die "Caribische Nacht", die legendäre Holzwurm-Olympiade mit sommerlicher Ski-Party, Tanzabende, Fasnetsbälle, Schnitzeljagden, Mohrenkopf-Grillpartys und nicht zuletzt Starauftritte – im "Holzwurm" gaben unter anderem Andy Borg, Irene Sheer und Markus Felden ihre Visitenkarten ab.

Nicht zu vergessen: die Siegesfeiern der "Holzwurm-Rangers", die in den 1970er-Jahren eine Macht auf dem Fußballplatz waren und von manchem Grümpelturnier ruhmbedeckt in die Langwatte heimkehrten. Der Gästeandrang war so groß, dass die Kasiks erweitern mussten und 1980 das Nebenhaus hinzukauften – der Grund, warum der "Apfelbaum" zwei Hausnummern hat.

Alles hat ein Ende: 1984 entsagte Heinz Kasik aus gesundheitlichen Gründen dem Stressberuf Gastronom und erlernte einen neuen Beruf, den des Heilpraktikers; das Gasthaus wurde verpachtet. Erst 1996 beschlossen die Kasiks, die Wirtschaft wieder selbst zu übernehmen. Es war die Geburtsstunde des "Apfelbaum", der seither fester und unverwechselbarer Bestandteil der Ebinger Gastronomie ist. Unverwechselbar nicht zuletzt wegen seiner Fassade, einer von Friedensreich Hundertwassers Kunst inspirierten Kreation von Alexander Kasik, dem Sohn der Wirtsleute, dessen Schaffen zudem durch Wandgemälde und Skulpturen im Inneren dokumentiert ist. Indessen fördern Heinz und Maria Kasik auch Künstler, die nicht zur Familie gehören: Der "Albstädter Bilderbogen", eine Ausstellung von Arbeiten heimischer Freizeitmaler und -bildhauer, legt seit mehr als zwei Jahrzehnten Zeugnis davon ab.

Das Wirtshaussingen ist weithin beliebt und hat mehr und mehr Freunde

Neben der bildenden Kunst stehen gleichberechtigt die Literatur und die Musik: Seit 17 Jahren beliebt sind die Musikantentreffen, zu denen regelmäßig veritable Orchester, bestehend aus Akkordeonisten, Gitarristen und Bläsern, zusammenkommen. Seit neun Jahren gibt es das Wirtshaussingen, das einen fast schon vergessenen Brauch zu neuem Leben erweckt hat, das Singen in Gemeinschaft, das früher gang und gäbe an schwäbischen Stammtischen war. Man trifft sich an jedem zweiten Mittwoch im Monat um 17 Uhr; gesungen wird, was gefällt, Gefühliges ebenso wie zum Schunkeln Geeignetes. Im Bedarfsfall kann man sich auch aus einem Gesangbuch bedienen, in dem Heinz Kasik persönlich an die 170 Lieder zusammengetragen hat.

Konkurrenzlos beliebter Jahrgangs- und Stammtischtreff ist der "Apfelbaum" ebenfalls – und Heimstatt der guten schwäbischen Küche: Winfried Kretschmann hat es den Kasiks ins Stamm- respektive Gästebuch geschrieben, dass er bei ihnen "die besten Maultaschen seit langem" gegessen habe, und einem Ministerpräsidenten darf man unterstellen, dass er kulinarisch herumkommt. Indes stehen auf der Karte des "Apfelbaums" neben schwäbischen Spezialitäten auch Gerichte, die Glückshormone freisetzen, und Wellness-Gerichte, die den Regeln der ayurvedischen Farbenlehre folgen und je nach Farbe Energie, Harmonie oder Entspannung fördern. Als Heilpraktiker weiß Heinz Kasik, was seinen Gästen gut tut.