Sehnsüchtig warten die Kinder in Bulgarien stets auf die Helfer aus dem Zollernalbkreis, die ihnen das Leben ein klein wenig leichter machen. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: "Bulgarienhilfe Albstadt" und "Kinder brauchen Frieden" helfen gemeinsam

Hilfe vor Ort haben die Bulgarienhilfe e.V. und "Kinder brauchen Frieden" in dem Balkanland geleistet.

Albstadt. Lange war die Anfahrt mit zwei alten Autos, die Vertreter der Bulgarienhilfe Albstadt und des Vereins "Kinder brauchen Frieden" auf sich genommen haben, um Kindern in Bulgarien zu helfen. In der Hauptstadt Sofia übernachteten sie in einem Sporthotel, wo sie den ehemaligen Fußballstar des VfB Stuttgart, Krassimir Balakov, trafen und Erinnerungen an eine Autogrammstunde 2001 in Albstadt austauschten.

In Veliko Tarnovo trafen die Helfer dann die Vorbereitungen für die nächsten Tage und kauften Lebensmittel und Material für den Ausbau des Entspannungsraums im Heim Novo Selo ein, um das sie sich schon seit Jahren kümmern. Am nächsten Morgen duftete es in der Suppenküche von Pastor Ivan nach schwäbischem Essen – er hatte eigens für die Gäste gekocht, die sich so für den Besuch der Nachhilfeschule Teodossi stärken konnten.

Dort finanziert die Bulgarienhilfe seit Jahren das Mittagessen für fast 60 Kinder aus ärmlichen Familien, davon viele mit Behinderung. Diese Kinder und Kinder in weiteren Heimen und Einrichtungen erhalten von der Bulgarienhilfe in den nächsten Tagen außerdem kleine Ostergeschenke.

Im Krisenzentrum, wo aktuell zwölf junge Mädchen untergebracht sind, die dort psychologisch betreut werden, erfuhren die Zollernälbler von unglaublichen Schicksalen: Misshandlung in der Familie, sexueller Missbrauch, Leben auf der Straße, Zwangsverheiratung. Doch sie haben ihre Lebensfreude nicht ganz verloren: Nach der Begrüßung mit typisch bulgarischem Brot zeigten die Mädchen eigens eingeübte Tänze.

Sechs Monate – so lange bleiben sie in der Regel im Krisenzentrum. Von den jeweils 50 Euro Taschengeld, die ihnen die Helfer zusteckten, durften sie sich etwas kaufen, das ihnen Freude macht, und bekamen danach sogar noch eine Pizza und ein Eis – etwas, das die Mädchen bisher nicht kannten. "Durch solche Aktionen wird das gestärkt, was solche Mädchen am meisten vermissen, nämlich als Menschen wahrgenommen zu werden", sagt Jürgen Müller, Vorsitzender der Bulgarienhilfe.

In Elena unterstützen er und seine Mitstreiter seit Jahren die Suppenküche für ältere sowie das Haus für behinderte Menschen. In der kleinen Gemeinde mit vielen Dörfern, in denen oft nur noch wenige alte Menschen wohnen, sei die Sozialküche ein wichtiger Grundpfeiler, da bei einem Renteneinkommen von etwa 70 Euro viele Menschen kaum über die Runden kämen, erklärt Müller und berichtet weiter: "In Bulgarien werden statistisch drei bis fünf Kindern jeden Tag von den Eltern ausgesetzt. Und eines wird einem dort bewusst: Ohne die kleine Hilfe wären viele Menschen noch hoffnungsloser und hätten noch weniger von dem, was man als Glück bezeichnet. Ein bisschen Glück, das man geben darf, und Glück, das man bekommt."

Weitere Informationen: finden alle, die den Verein Bulgarienhilfe unterstützen wollen, auf der Internetseite www.bulgarienhilfealbstadt. com