Ein Blickfang in der Ausstellung der Lokalschau in Schwarzenberg war unter anderem ein Goldfasanenpaar. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Freies Theater Bad Liebenzell führt im Bürgerhaus den Krimi "Handgemacht" auf / Anspruchsvolles Stück präsentiert

Die Darsteller einmal nicht auf der Bühne, sondern zusammen mit ihren Requisiten mitten im Raum, die Dramaturgie des Krimis "Handgemacht", aufgeführt vom Freien Theater Bad Liebenzell, bot im Bürgerhaus eine ungewohnte Atmosphäre.

Bad Liebenzell. Auf engstem Raum ganz nah am Zuschauer sind die Schauspieler sowohl bei ihrem Text, als auch bei Mimik und Ausdrucksweise besonders gefordert. Das Stück, textlich anspruchsvoll und mit sehr viel Kreativität von Barbara Schmidtke in Szene umgesetzt, beginnt mit einer geradezu bedrückenden Stille. Ohne Begrüßung, ohne Einleitung stehen plötzlich die Schauspieler einzeln nacheinander im Raum und verlassen diesen wieder auf der anderen Seite des Saales. Schnell wird den Besuchern klar: Die mitgebrachten Nummern stellen eine polizeiliche Erfassung dar. Am Anfang steht eine Szene vom Ende des Stücks.

Es geht um Geld, Liebe und Eifersucht

Im Krimi "Handgemacht" geht es um die Geschichte einer traditionellen Schneiderei, die sich in der modernen Zeit schwer tut, am Markt zu bleiben. Deren Geschichte um Geld, Liebe, Eifersucht, Missgunst, Teilhaberzwist, eine drohende Insolvenz, kurz alles was zum Leben dazugehört, wird eindrucksvoll dargestellt. Es gibt keine Hintergrundtechnik. Die Inhaberinnen der Firma, Isabell Reinmann (Elisabeth Maier) und ihre Schwester Ernestine, gespielt von Anita Gauß, lassen die menschlichen Seiten schnell Revue passieren. Und dann fällt plötzlich eine Leiche, der schöne Robert, aus dem Schrank. Als die Arbeiterinnen aus der Mittagspause zurückkommen, versammeln sich neun Frauen von den Inhaberinnen bis zur Putzfrau "Shirin" – von Anna Maria Gauß in einem gebrochenen Deutsch glänzend in Szene gesetzt – im Raum. Das Telefon ist aus dem Stecker gerissen, die Türen verschlossen, es ist Freitagmittag. "Vor Montagmorgen hört uns hier niemand mehr", so eine Angestellte. Die Anspannung steigt, Vorwürfe machen die Runde, Anfeindungen tauchen auf, plötzlich sind alle mit dem Opfer bekannt, haben mit ihm eine Vergangenheit. Es beginnt zu "menscheln". Erinnerungen werden wach, Träume und Visionen, aber auch Ängste wie die der Putzfrau: "Keine Polizei - ich haben keinen Pass".

Mit einer imponierenden Gesangseinlage wertet "Lilly", gespielt von Lea Schmidtke, das Stück auf. Unter dem Strich dreht es sich nicht nur um die Leiche von "Robert", sondern auch um das Thema "Mann", das in diesem Stück mit all seinen Fassetten und Auswüchsen – immer wieder aus einer anderen aber immer persönlichen Sichtweise durchgespielt wird.

"Handgemacht" ist mehr als nur ein Krimi. Das Stück beschreibt das Leben – und Leiden einzelner, wie es überall in einer Stadt in Deutschland passiert sein könnte. Sehens- und hörenswert. Schade nur, dass im Bürgerhaus nur ganz wenig Platz ist. Ein Stück von dieser Qualität hätte einen größeren Raum und mehr Besucher verdient gehabt.