Mitarbeiter der Baustelle versuchen, die Straße auf eigene Faust abzusperren – ohne Erfolg. Die Autofahrer fahren einfach drunter durch oder dran vorbei. Foto: Rouaz

Eine Lkw-Fahrerin erzählt von rücksichtslosen Autofahrern, Beleidigungen und Drohungen gegenüber Mitarbeitern der Baustelle nahe Aldi und Rossmann.

Königsfeld - Jamila Rouaz arbeitet als Lastkraftfahrerin für das Unternehmen Karl Müller Tief- und Straßenbau. Diese ist derzeit an der Baustelle zwischen Aldi und Rossmann beteiligt.

Eigentlich, so Rouaz, ist die Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt. Lediglich Baustellenfahrzeuge dürften passieren – ein Umstand, der den Autofahrern mehr als gleichgültig zu sein scheint. "Die fahren da teilweise mit 50 oder 100 Sachen durch", schildert sie. Ihr Chef sei bei einem dieser Manöver beinahe umgefahren worden.

Durchfahrt ohne Rücksicht auf Verluste

Die Autofahrer belassen es laut Rouaz jedoch nicht bei einem Bleifuß durch die Baustelle: So schreien sie den Mitarbeitern der Baustelle Beleidigungen und Bedrohungen entgegen, wenn diese sie auf das Durchfahrtverbot hinweisen. Ihrem Juniorchef sei einmal gar mit dem Tod gedroht worden: "Ein Autofahrer hat mit einem Regenschirm gefuchtelt und gesagt: Wenn er jetzt nicht sein Maul halte, werde er mit dem Regenschirm verdroschen", schildert Rouaz den Vorfall.

Auch Versuche, die Straße mit einem ausgefahrenen Baggerarm abzusperren, habe die Fahrer nicht beeindruckt. "Halt die Fresse, ich muss da durch", soll ein Fahrer gesagt haben, während er unter der Schaufel hindurch fuhr. Ein gefährliches Unterfangen, merkt Rouaz an. "Aber die wollen nicht hören. Die fahren einfach dran vorbei oder drunter durch – ohne Rücksicht auf Verluste!"

Polizei fährt regelmäßig Streife

Die Vorfälle hätten sie inzwischen dem Polizeirevier in St. Georgen geschildert. Dort versprach man, vermehrt Streifen in der Gegend um die Baustelle zu fahren. Ihr Wort, so Jamila Rouaz, hätten die Beamten gehalten. Zudem schreiben die Mitarbeiter von nun an regelmäßig die Kfz-Kennzeichen auf, um die Vorfälle zur Anzeige bringen zu können. "Uns bleibt ja nichts anderes übrig, wenn unsere eigene Sicherheit nicht mehr geboten ist", so Rouaz.

Bei einem Fall seien jedoch auch den Beamten die Hände gebunden gewesen, schildert Rouaz. Dabei fuhr der Lkw einer Spedition durch und trotz Kennzeichen habe man nichts tun können. "Der Chef der Spedition hat sich geweigert, den Namen des Fahrers herauszugeben."

Bislang ein Vorfall aktenkundig

Der Polizei sei bislang nur ein Vorfall aktenkundig, gibt Pressesprecher Jörg-Dieter Kluge vom Polizeipräsidium Konstanz Auskunft. Demnach hätten Baustellenmitarbeiter angegeben, dass Autos trotz Verbot an dieser Stelle durchfahren und auf Ansprache aggressiv reagieren. "Darüber hinaus ist es noch nichts Greifbares", so Kluge.

Auf die Frage, ob eine Beleidigung oder Bedrohung heraus strafrechtlich belangt werden kann, antwortet Kluge: "Wenn sich jemand durch eine Äußerung beleidigt oder bedroht fühlt, kann er das zur Anzeige bringen." Über das Strafmaß entscheide dann die Staatsanwaltschaft.

Die Bedrohung des Juniorchefs mit einem Regenschirm könnte unter Umständen sogar als Androhung einer Körperverletzung gewertet werden. "Wir werden zudem die Gemeinde per Mitteilung auf das Problem aufmerksam machen", so Kluge.

"Niemand kann sich hinter seinem Chef verstecken"

Was die Schilderung mit dem Lkw einer großen Spedition angeht, so stellt Kluge klar: Niemand könne sich hinter seinem Chef verstecken. Sobald ein Ermittlungsverfahren eröffnet ist, werde der Halter abgefragt. "Handelt es sich um eine Spedition, muss diese ihre Fahrtenschreiber oder digitalen Kontrollgeräte auslesen", erklärt Kluge. So könne dann unter anderem nachvollzogen werden, wer, wann und wo unterwegs war.

Jamila Rouaz indes hofft, dass sie und ihre Kollegen sicher und in Ruhe ihre Arbeit beenden können. Sie findet es schade, dass sie so wenig von den Fahrern respektiert werden. "Am Ende des Tages machen wir auch nur unsere Arbeit." In voraussichtlich ein bis zwei Wochen werde die linke Abbiegespur zumindest teilweise wieder freigegeben.