Die "Lehrtafel der Prinzessin Antonia" ist hinter zwei Flügeltüren des Altars verborgen. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Lehrtafel zum 50. Geburtstag fertig / Johann Valentin Andreä als Jesaja dargestellt

Calw/Bad Teinach-Zavelstein. Mit der "Lehrtafel der Prinzessin Antonia" beschäftigen sich Ilse und Wilhelm Hahn aus Calw-Holzbronn.

Das Bad in Bad Teinach war im 17. Jahrhundert ein beliebter Sommersitz des damaligen Herzogs Eberhard III. von Württemberg. Prinzessin Antonia von Württemberg war die Schwester des Herzog Eberhard III. von Württemberg. Ihre Liebe galt Gärten aller Art. Wenn Johann Valentin Andreä (1620-1639 in Calw und ab 1639 Hofprediger in Stuttgart) die Fürstenfamilie besuchte, war er ein gern gesehener Gast. Antonia fasste Vertrauen zu diesem Mann, und es entstand eine Freundschaft, die für beide sehr weitreichend war. Andreä regte Antonia an, in ihrem Denken, Fühlen und Wollen Überlegungen anzustellen, den Weg zu Gott unter anderem mit Hilfe einer Lehrtafel zu planen.

Die berühmte "Kabbala" im "Garten von Bad Teinach" war eine der Grundlagen, die einer jüdischen Glaubensrichtung entstammt und deren Wurzeln bis in die Zeit vor Christi Geburt zurück gehen. Sie versteht sich so: "Alles, was auf Erden ist, findet sich auch oben. Es gibt kein Ding unten, dessen Wurzel nicht oben ist."

Zum 50. Geburtstag Antonias war die Lehrtafel fertig. 1673 am 60. Geburtstag Antonias wurde das Werk in der Kirche zu Bad Teinach in Form eines Altarbildes der Öffentlichkeit übergeben. Das Hauptbild, die eigentliche "Lehrtafel der Prinzessin Antonia" ist hinter zwei Flügeltüren des Altars verborgen. Es zeigt einen Garten, der durch die Offenbarungen Gottes bestimmt ist. Am Eingang des "Garten des Lebens" steht eine festlich gekleidete Frau. Antonia selbst, die mit den Symbolen Glaube, Hoffnung und Liebe ausgestattet ist. Das Leben ist durch eine schwangere Frau dargestellt, die sich am Eingang zum Tempel befindet. In mehr als 60 Einzelbildern werden die Anstrengungen der Menschen, zu Gott und von ihm zu den Menschen zu kommen, dargestellt. Neben den Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde sind Pflanzen, Steine, Tiere und Menschen der Bibel zu sehen. Aber auch Antonias Mentor Johann Valentin Andreä ist, als alttestamentlicher Prophet Jesaja, dargestellt.

Im oberen Teil des Meditationsweges ist ein Tempelbau, über dessen Kuppel die Region des Himmels mit Sternzeichen abgebildet ist – da wo Gott wohnt. Die Lehrtafel wurde in Anspielung auf die Stifterin und der Burg gleichen Namens in Jerusalem auch "Turris Antonia" genannt.

Fast alle Beschriftungen sind in hebräischer Sprache. Über dem Bild steht in blauem Feld der Name Gottes, JAHWE. Die ganze Lehrtafel soll ja eine Entfaltung seines Namens sein. Darunter steht aus Psalm 37,4: "Habe dein Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht." Dieser Vers wurde auch wegen seiner Zahlenbedeutung (jeder hebräische Buchstabe hat einen Zahlenwert) von 2005 gewählt, weil er dem Zahlenwert – dem Namen und Titel der Prinzessin – entspricht, die sich unter dem Bild so verewigt hat: "Antonia, Prinzessin zu Wirtenberg und Teck".

Wenn man nun die beiden Flügeltüren des Altars schließt, finden wir den berühmten Brautzug der Sulamith (Hohelied 6, 8-10 und 7,1) zu Christus, dem himmlischen Bräutigam. Insgesamt sind es 94 Frauen, die dem Bräutigam in einer fast serpentinenartigen Aufwärtsbewegung durch die Wolken hindurch entgegen gehen. An erster Stelle Antonia. Die beiden Innenseiten der Flügeltüren stellen zwei Szenen aus dem Alten und Neuen Testament dar. Links ist die Flucht des Jesuskindes nach Ägypten und rechts Mose als das im Nil verborgene Kind zu sehen. Damit soll auf Geheimnis, Offenbarung und Geborgenheit Gottes in allen Lebenslagen hingewiesen werden, die der Mensch erfährt, wenn er sich auf ihn einlässt.

Antonia von Württemberg hat ihr Herz, also das Organ ihres Körpers – nicht nur ihr Denken, Fühlen und Wollen – in Bad Teinach "verloren". Ihrem Wunsch gemäß wurde dies nach ihrem Ableben bei ihrer Lehrtafel "beigesetzt", wo es "ganz in Stille und ohne einige Ceremonien" zur irdischen Ruhe kam. Antonia hat so ihr ganzes Leben in diese ihre Lehrtafel eingebracht, dass sie zu Lebzeiten sagen konnte: Mein "feste Burg des Herzens" ist in Bad Teinach.

In der Zeit von April bis Oktober und nach Vereinbarung werden vom Pfarramt Bad Teinach sachkundige Erklärungen der Lehrtafel angeboten, Telefon 07053/84 59.☺