Auch im Internet werden zahlreiche Selbsttests zum Kauf angeboten. (Symbolfoto) Foto: (dpa)

Selbsttests im Internet gibt es zuhauf und auch Termin beim Hausarzt ist möglich.

Region - Eben mal einen Antikörpertest machen und dann mutmaßlich Klarheit bekommen, ob eine Coronavirus-Infektion bereits vorlag? Das geht. Selbsttests im Internet gibt es zuhauf und auch ein entsprechender Termin beim Hausarzt ist möglich. Die Analysen haben jedoch Tücken. 

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"Ja, wir machen Antikörpertests", bestätigt eine Hausarztpraxis in Villingen-Schwenningen auf Anfrage von schwarzwaelder-bote.de. Je nach Einschätzung von Seiten des Arztes müsse der Patient jedoch selbst für den Test aufkommen. Kostenpunkt: Rund 20 Euro. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten ausschließlich, wenn der Test auch vom Arzt nahegelegt wird. Und das werde der Mediziner nur tun, wenn der Patient entsprechende Symptome gehabt habe, so die Auskunft der befragten Praxis.  

Neben dieser Möglichkeit werden auch im Internet zahlreiche Selbsttests zum Kauf angeboten. Bei einigen bekommt der Käufer ein Test-Kit zugesendet und schickt eine Probe zurück, die dann wiederum in einem Labor analysiert wird. Andere funktionieren ähnlich wie ein Schwangerschaftstest und zeigen direkt ein Ergebnis an. Die Kosten liegen im Netz zwischen 60 und 100 Euro pro Test-Kit. Hundertprozentig zuverlässig ist indes bislang keiner der Antikörpertests. "Es gibt einen großen Graubereich", sagt Antonia Zapf vom Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Wie zuverlässig ein Test arbeitet, geben Hersteller mit Werten für die Spezifität und Sensitivität an. Die Sensitivität steht für die Erkennungsrate, also den Prozentsatz der Betroffenen, bei denen die Infektion tatsächlich erkannt wird. Ein Test mit einer Sensitivität von 95 Prozent identifiziert 95 von 100 Infektionen und fünf nicht. Die Spezifität sagt aus, wie viele Gesunde, die definitiv nicht mit dem Virus infiziert sind oder waren, von dem Test auch tatsächlich als gesund erkannt werden. Ein Test mit einer Spezifität von 95 Prozent liefert bei fünf von 100 nicht infizierten Menschen fälschlicherweise ein positives Ergebnis. Bei hoher Sensitivität und geringer Spezifität kann es viele falsch-positive Befunde geben.

Antikörpertests spielen für akute Infektion keine Rolle

Nun gibt es aus dem Biotechnologie-Zentrum des Pharmariesen Roche im oberbayerischen Penzberg einen Antikörpertest, dessen Sensitivität nach Angaben des Unternehmens 100 Prozent beträgt. Roche-Verwaltungsratspräsident Christoph Franz sprach von einem völlig "neuen Qualitätsniveau". Die Spezifität gibt Roche mit 99,8 Prozent an.

Tests auf Sars-CoV-2-spezifische Antikörper im Blut wie Roches Elecsys Anti-Sars-CoV-2 spielen für die Diagnose einer akuten Infektion keine Rolle, da zwischen Beginn der Symptomatik und der Nachweisbarkeit spezifischer Antikörper nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) etwa sieben Tage vergehen, in Einzelfällen mehr. Entscheidend ist also der Abstand zwischen Erkrankung und Test, wie auch Expertin Zapf erläutert. Je größer dieser Zeitraum ist, desto geringer sei die Wahrscheinlichkeit, dass der Infektions-Test positiv ist - und desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass der Antikörpertest positiv ist.

Falsch-negative Ergebnisse problematisch

Problematisch wird es bei sogenannten falsch-positiven oder falsch-negativen Ergebnissen. Einfach ausgedrückt: Wenn also das angezeigte Ergebnis nicht den Tatsachen entspricht. Aus Sicht von Professorin Zapf sind die Konsequenzen eines falsch-positiven Befunds schwerwiegend, da sich so Personen zu Unrecht sicher fühlen und sich womöglich nicht mehr zum Beispiel an Hygienebestimmungen und Kontaktbeschränkungen halten.

Hierzu ein Rechenbeispiel: Nehmen wir an, von 83 Millionen Menschen in Deutschland wäre eine Million infiziert und eine Million wäre wieder gesund und hätte Antikörper entwickelt. Bei einer Vollerhebung mit Tests (Tests über akute Infektionen und Antikörpertest) mit einer Sensitivität und einer Spezifität von jeweils 95 Prozent würden 50.000 Infizierte fälschlicherweise als noch gesund diagnostiziert und 50.000 fälschlicherweise als wieder gesund. Mehr als vier Millionen Menschen bekämen wiederum ein falsch positives Ergebnis - denken also, sie seien infiziert, obwohl sie gesund sind. Und der Antikörpertest würde zu über vier Millionen falsch-negativen Ergebnissen führen.

Reagiert Antikörper-Test auch auf andere Coronaviren?

Hinzu kommt nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, dass Hersteller Covid-19-Tests noch bis Mai 2022 selbst zertifizieren können. Über die Zuverlässigkeit von Schnelltests könne die Behörde daher keine Aussage treffen, "da entsprechende Untersuchungen noch nicht durchgeführt wurden". Bei den Covid-19-Antikörpertests müsse zudem eine mögliche Kreuzreaktion mit Antikörpern ausgeschlossen werden, die gegen andere Coronaviren gebildet wurden.

Das Institut weist auch darauf hin, dass die Validierung von Tests, die etwa im Internet angeboten werden, wegen der bestehenden Möglichkeit der "Selbst-Zertifizierung" nicht immer gesichert sei. "Nachweislich gibt es hier auch Fälschungen von Zertifikaten."