Die Öffnung des Europa-Parks sorgt nicht nur für mehr Gäste in Rust, sie belebt auch das Dorf wieder und gibt den Bürgern eine Perspektive. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Endlich kommen wieder Gäste nach Rust. Im Gespräch mit Bürgermeister Kai-Achim Klare.

Rust - Seit exakt einer Woche ist der Europa-Park wieder geöffnet und es kommen wieder Gäste nach Rust. Bürgermeister Kai-Achim Klare erklärt, welche Aufgaben die Gemeinde vor der Öffnung erledigen musste, wie der Tourismus die Region bereichert und wofür er dankbar ist.

Herr Klare, wie ist aktuell die Stimmung in Rust?

Ich nehme an allen Orten eine große Erleichterung wahr, dass wir nach vielen Wochen und Monaten wieder am Start sind und Gäste begrüßen dürfen. Es ist auch für die Einheimischen schön, dass wieder ein sehr großes Angebot und Leben im Dorf ist und dass sie etwa von den wiedergeöffneten Wirtschaften oder erweiterten Teststrukturen profitieren. Sowohl Gäste als auch die Bürgerschaft sind sehr froh darüber, das Leben wieder mehr genießen zu können.

Die relativ schnelle Parköffnung hat sicherlich viel Vorbereitung erfordert und auch für schlaflose Nächte gesorgt?

Diese schlaflosen Nächte hatte ich tatsächlich nicht nur metaphorisch, sondern auch real. Im Schreiben an die Landesregierung hatten wir ja versprochen, unseren Beitrag für eine sichere Öffnung zu leisten. Wir waren in enger Abstimmung mit dem Park, um sicherzustellen, dass die Gäste unter sicheren Rahmenbedingungen bei uns Urlaub machen können. Unglaublich viele Menschen haben dazu beigetragen, dass das alles funktioniert hat: Ehrenamtliche, die Mitarbeiter der Verwaltung, der Betreibe und des Parks – alle waren bereit eine Schippe draufzulegen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Rust hat ja auch beispielsweise vier neue Teststationen auf die Beine gestellt...

Zu überlegen, wie wir sehr viele Menschen auf einmal testen können, war tatsächlich der Hauptteil unserer Arbeit. Es war da viel, viel Dynamik drin, wir haben etwa die Betriebe mit an Bord geholt, die nun in der Lage sind, selbst zu testen, sowie weitere Betreiber und Dienstleister dazugeholt. Wir mussten etwa überlegen, wo wir die Teststationen aufstellen und ob dort auch die Voraussetzungen dafür – wie etwa Strom – gegeben sind. Natürlich haben wir das Konzept der Gemeinde auch mit dem Europa-Park abgestimmt und besprochen. Kurzum: Es war eine unglaublich komplexe Situation – die wir aber hervorragend gemeistert haben, wie wir nun an Pfingsten gesehen haben. Auch im Europa-Park lief alles reibungslos, ich habe mir dort alle Teststationen angesehen ebenso wie das Hygienekonzept, das bereits 2020 sehr gut war.

Wie geht es nach der Eröffnung des Parks weiter?

Wir justieren etwas nach. So wird es etwa demnächst beim Rathaus noch eine zweite Teststation geben und wir wollen demnächst das kommunale Testzentrum in der Rheingießenhalle schließen. Die Haupt- und Ehrenamtlichen haben dort viel geleistet. Jetzt, wo wir in Rust und Ringsheim eine super Test-Infrastruktur aufgebaut haben, können wir uns kommunal zurückziehen.

Von einem zweistelligen Millionenbetrag an Rücklagen ist Rust in einen zweistelligen Millionen-Negativbetrag abgerutscht. Wie lange wird es dauern, diesen abzutragen?

Die Folgen der Pandemie werden uns noch einige Jahre beschäftigen. Auch wenn der Europa-Park den Betrieb wieder aufgenommen hat, sind die Besucherzahlen noch weit von denen unter normalen Bedingungen entfernt. Auch die Ruster Beherbergungsbetriebe sind nur zur Hälfte ausgelastet. Es wird also dauern, bis wir wieder steuerliche Einnahmen wie vor der Krise haben und noch länger bis die Schulden wieder abgebaut sind. Aber, was wichtig ist: Es geht wieder los und wir haben wieder eine Perspektive.

Wie genau sieht diese Perspektive aus?

Ich bin zuversichtlich, dass in den nächsten Jahren Deutschlandurlaube großen Zuspruch erhalten werden. Die Leute wollen ein sicheres Ziel ohne Flugreisen – die positiven Effekte davon werden wir in der Region in den nächsten Jahren sehen. Das funktioniert aber nur, wenn wir jetzt den Sommer nutzen, um Systeme aufzubauen, durch die wir ohne Lockdown über den nächsten Winter kommen. Die Politik darf den Fehler nicht wiederholen, bei der Freude über den Sommer zu vergessen, dass der Herbst und der Winter schwieriger werden.

Nicht nur die Wirtschaft, auch das gesellschaftliche Leben in Rust ist stark vom Europa-Park abhängig. Ist Rust im Prinzip nur noch der Europa-Park?

Rust ist viel mehr als nur der Europa-Park. Rust ist eine Gemeinde mit langer Tradition, die eine hohe Lebensqualität und eine lebendige Bürgergesellschaft zu bieten hat. Man darf das nicht als Konkurrenz sehen: Die Gemeinde und der Park liegen nicht miteinander im Wettstreit. Der Park hat Dynamik nach Rust und die Region gebracht – das ist anerkennens- und schätzenswert. Trotzdem ist Rust aber auch abgesehen vom Park eine liebens- und lebenswerte Gemeinde. Die Familie Mack hat damals den Mut gehabt, dieses Unternehmen zu gründen und weiterzuentwickeln. Es ist aber auch toll zusehen, wie viele Menschen aus Rust und Umgebung an diesem Erfolg mitgewirkt haben. Das ist eine Gemeinschaftsleistung. Es zeigt, was man gemeinsam schaffen kann, wenn man positiv nach vorne sieht. Natürlich gibt es auch Themen, wo Gemeinde und Park unterschiedliche Positionen haben und miteinander diskutieren. Letztendlich versuchen wir aber durch gemeinsames Überlegen die beste Lösung zu finden – das haben auch die letzten Wochen gezeigt.

Trotzdem: Ist Rust nicht zu sehr abhängig vom Tourismus?

Außerhalb des Tourismus hat Rust immer noch seine Betriebe und sein Gewerbegebiet. Man muss es anders sehen: Der Tourismus generiert für uns einen Mehrwert und macht Dinge möglich, die sonst nicht so leicht möglich wären – selbst wenn wir noch zwei oder drei andere Betriebe hier ansiedeln würden. Der Tourismus belebt die ganze Region – im Kleinen wie im Großen. Tourismus und Wirtschaft ist nichts, was man gegeneinander ausspielen sollte, es ist ein sehr gutes Miteinander und ich bin froh, dass Rust Teil dieser Entwicklung ist.n Fragen von Julia Göpfert

Rust. Seit exakt einer Woche ist der Europa-Park wieder geöffnet und es kommen wieder Gäste nach Rust. Bürgermeister Kai-Achim Klare erklärt, welche Aufgaben die Gemeinde vor der Öffnung erledigen musste, wie der Tourismus die Region bereichert und wofür er dankbar ist.

Herr Klare, wie ist aktuell die Stimmung in Rust?

Ich nehme an allen Orten eine große Erleichterung wahr, dass wir nach vielen Wochen und Monaten wieder am Start sind und Gäste begrüßen dürfen. Es ist auch für die Einheimischen schön, dass wieder ein sehr großes Angebot und Leben im Dorf ist und dass sie etwa von den wiedergeöffneten Wirtschaften oder erweiterten Teststrukturen profitieren. Sowohl Gäste als auch die Bürgerschaft sind sehr froh darüber, das Leben wieder mehr genießen zu können.

Die relativ schnelle Parköffnung hat sicherlich viel Vorbereitung erfordert und auch für schlaflose Nächte gesorgt?

Diese schlaflosen Nächte hatte ich tatsächlich nicht nur metaphorisch, sondern auch real. Im Schreiben an die Landesregierung hatten wir ja versprochen, unseren Beitrag für eine sichere Öffnung zu leisten. Wir waren in enger Abstimmung mit dem Park, um sicherzustellen, dass die Gäste unter sicheren Rahmenbedingungen bei uns Urlaub machen können. Unglaublich viele Menschen haben dazu beigetragen, dass das alles funktioniert hat: Ehrenamtliche, die Mitarbeiter der Verwaltung, der Betreibe und des Parks – alle waren bereit eine Schippe draufzulegen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Rust hat ja auch beispielsweise vier neue Teststationen auf die Beine gestellt...

Zu überlegen, wie wir sehr viele Menschen auf einmal testen können, war tatsächlich der Hauptteil unserer Arbeit. Es war da viel, viel Dynamik drin, wir haben etwa die Betriebe mit an Bord geholt, die nun in der Lage sind, selbst zu testen, sowie weitere Betreiber und Dienstleister dazugeholt. Wir mussten etwa überlegen, wo wir die Teststationen aufstellen und ob dort auch die Voraussetzungen dafür – wie etwa Strom – gegeben sind. Natürlich haben wir das Konzept der Gemeinde auch mit dem Europa-Park abgestimmt und besprochen. Kurzum: Es war eine unglaublich komplexe Situation – die wir aber hervorragend gemeistert haben, wie wir nun an Pfingsten gesehen haben. Auch im Europa-Park lief alles reibungslos, ich habe mir dort alle Teststationen angesehen ebenso wie das Hygienekonzept, das bereits 2020 sehr gut war.

Wie geht es nach der Eröffnung des Parks weiter?

Wir justieren etwas nach. So wird es etwa demnächst beim Rathaus noch eine zweite Teststation geben und wir wollen demnächst das kommunale Testzentrum in der Rheingießenhalle schließen. Die Haupt- und Ehrenamtlichen haben dort viel geleistet. Jetzt, wo wir in Rust und Ringsheim eine super Test-Infrastruktur aufgebaut haben, können wir uns kommunal zurückziehen.

Von einem zweistelligen Millionenbetrag an Rücklagen ist Rust in einen zweistelligen Millionen-Negativbetrag abgerutscht. Wie lange wird es dauern, diesen abzutragen?

Die Folgen der Pandemie werden uns noch einige Jahre beschäftigen. Auch wenn der Europa-Park den Betrieb wieder aufgenommen hat, sind die Besucherzahlen noch weit von denen unter normalen Bedingungen entfernt. Auch die Ruster Beherbergungsbetriebe sind nur zur Hälfte ausgelastet. Es wird also dauern, bis wir wieder steuerliche Einnahmen wie vor der Krise haben und noch länger bis die Schulden wieder abgebaut sind. Aber, was wichtig ist: Es geht wieder los und wir haben wieder eine Perspektive.

Wie genau sieht diese Perspektive aus?

Ich bin zuversichtlich, dass in den nächsten Jahren Deutschlandurlaube großen Zuspruch erhalten werden. Die Leute wollen ein sicheres Ziel ohne Flugreisen – die positiven Effekte davon werden wir in der Region in den nächsten Jahren sehen. Das funktioniert aber nur, wenn wir jetzt den Sommer nutzen, um Systeme aufzubauen, durch die wir ohne Lockdown über den nächsten Winter kommen. Die Politik darf den Fehler nicht wiederholen, bei der Freude über den Sommer zu vergessen, dass der Herbst und der Winter schwieriger werden.

Nicht nur die Wirtschaft, auch das gesellschaftliche Leben in Rust ist stark vom Europa-Park abhängig. Ist Rust im Prinzip nur noch der Europa-Park?

Rust ist viel mehr als nur der Europa-Park. Rust ist eine Gemeinde mit langer Tradition, die eine hohe Lebensqualität und eine lebendige Bürgergesellschaft zu bieten hat. Man darf das nicht als Konkurrenz sehen: Die Gemeinde und der Park liegen nicht miteinander im Wettstreit. Der Park hat Dynamik nach Rust und die Region gebracht – das ist anerkennens- und schätzenswert. Trotzdem ist Rust aber auch abgesehen vom Park eine liebens- und lebenswerte Gemeinde. Die Familie Mack hat damals den Mut gehabt, dieses Unternehmen zu gründen und weiterzuentwickeln. Es ist aber auch toll zusehen, wie viele Menschen aus Rust und Umgebung an diesem Erfolg mitgewirkt haben. Das ist eine Gemeinschaftsleistung. Es zeigt, was man gemeinsam schaffen kann, wenn man positiv nach vorne sieht. Natürlich gibt es auch Themen, wo Gemeinde und Park unterschiedliche Positionen haben und miteinander diskutieren. Letztendlich versuchen wir aber durch gemeinsames Überlegen die beste Lösung zu finden – das haben auch die letzten Wochen gezeigt.

Trotzdem: Ist Rust nicht zu sehr abhängig vom Tourismus?

Außerhalb des Tourismus hat Rust immer noch seine Betriebe und sein Gewerbegebiet. Man muss es anders sehen: Der Tourismus generiert für uns einen Mehrwert und macht Dinge möglich, die sonst nicht so leicht möglich wären – selbst wenn wir noch zwei oder drei andere Betriebe hier ansiedeln würden. Der Tourismus belebt die ganze Region – im Kleinen wie im Großen. Tourismus und Wirtschaft ist nichts, was man gegeneinander ausspielen sollte, es ist ein sehr gutes Miteinander und ich bin froh, dass Rust Teil dieser Entwicklung ist.n Fragen von Julia Göpfert

Die Parkbesucher lassen laut Roland Mack außer ihrem Parkbesuch direkt jährlich rund 260 Millionen Euro in der Region, davon rund ein Drittel in Rust und Ringsheim (88 Millionen). Hinzu kämen rund 30 bis 50 Millionen an Investitionen, die durch den Park im Umland ausgelöst würden.