Quo vadis, Kern Liebers? Die Gewerkschaft IG Metall hat nach den neuesten Veränderungen bei dem Schramberger Unternehmen zahlreiche Fragen. Foto: Wegner

Die IG Metall Freudenstadt stellt Fragen zu den aktuellen Vorgängen bei Kern-Liebers und zur weiteren Entwicklung des Unternehmens.

Schramberg-Sulgen/Freudenstadt - Die Nachricht vom Donnerstag, dass Gesellschafter Hans-Jochem Steim seine Geschäftsanteile bei Kern-Liebers verkaufen möchte, den Verwaltungsratsvorsitz niederlegen wird und gleichzeitig sein Sohn Hannes Steim als Geschäftsführer ausscheidet, hat die Beschäftigten und die IG Metall überrascht.

In einer am Donnerstag veröffentlichten Pressemitteilung fragt sich Georg Faigle, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Freudenstadt, wohin die Reise bei Kern-Liebers in Schramberg nach diesen Ankündigungen geht: "Warum trennt sich Hans-Jochem Stein gerade jetzt von seinen Unternehmensteilen?

Das Unternehmen hat im Moment die große Herausforderung im Bereich Automotive, die Transformation vom Verbrennungsmotor hin zum Elektroauto, zu bewältigen". Faigle berichtet auch, dass ein Großteil der Beschäftigten durch die andauernde Kurzarbeit und dem langsamen Anlauf von Neuprojekten in Sorge sind.

Wo sind die Entwicklungen?

Mit dem zweiten Teil seines Satzes dürfte Faigle darauf anspielen, dass Geschäftsführer Hannes Steim auf der letzten Betriebsversammlung vor zwei Jahren eine Reihe neuer Entwicklungen vorgestellt hatte, flankierend zur damals verkündeten neuen "Vorwärtsstrategie von Kern-Liebers"

Faigle hebt in seiner Mitteilung hervor, dass gerade das seit mehr als 20 Jahren laufende "Bündnis für Arbeit" zwischen Beschäftigten und Unternehmen dafür sorgen sollte, dass die Wettbewerbs-und Innovationsfähigkeit des Standortes Schramberg die Ertragslage nachhaltig verbessert und bestehende Arbeitsplätze sichert und neue schafft.

"Die Bündnisjahre haben bei den Beschäftigten Spuren hinterlassen", stellt Faigle jetzt fest. "Das Bündnis für Arbeit hat Hans-Jochem Steim geprägt und die Hoffnung in den Erfolg dieses Bündnisses, wurde in den vergangenen drei Jahren mehr und mehr auf eine harte Zerreißprobe zwischen Geschäftsführung, IG Metall und deren Mitglieder bei Kern-Liebers gestellt", führt Faigle weiter aus.

Schmerzhafte Einschnitte

Zwar seien zuletzt 2020 mit dem Abschluss eines Ergänzungstarifvertrags zwischen IG Metall und dem damaligen Geschäftsführer Udo Schnell 370 Arbeitsplätze gerettet worden, dafür hätten die Beschäftigten aber schmerzhafte finanzielle Einschnitte bei tariflichen Sonderzahlungen hinnehmen müssen.

Der aktuell geltende Ergänzungstarifvertrag läuft noch bis Ende 2022. Faigle möchte deshalb Klarheit darüber bekommen, welche unüberwindbaren, unterschiedlichen Vorstellungen über die zukünftige strategische Weiterentwicklung von Kern-Liebers es bei den Gesellschaftern gegeben hat, die zum Ausstieg von Hans-Jochem und Hannes Steim führten.

"Die Beschäftigten brauchen jetzt weniger an Gerüchten und Spekulationen in Bezug Verlautbarungen der Geschäftsführung. Die Belegschaft erwartet Antworten und einen strategischen Zukunftsplan, und das so schnell wie möglich", fordert Faigle.. Die entscheidende Frage dafür ist für ihn, wer die Geschäftsanteile der Familie übernimmt: "Die Familie selbst, oder ein strategischer Partner der das Familienunternehmen mittelfristig womöglich nach anderen Vorstellungen umbauen möchte?". Diese und weitere Fragen werde die IG Metall jetzt mit dem neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung Erek Speckert zu klären haben.