Hier demonstrierten Kommandosoldaten während eines Videodrehs zum Tag der Bundeswehr 2021 den Abtransport einer befreiten Geisel mittels eines Helikopters. Foto: Marijan Murat/dpa

Geiseln befreien und dafür das eigene Leben riskieren, in Kriegsgebieten streng geheime Operationen durchführen - wie kann man für so einen Job auf Instagram Werbung machen? Das Kommando Spezialkräfte (KSK) in Calw setzt auf actionreiche Videos. Ob dies den gewünschten Erfolg – mehr Rekruten – bringt?

Sehr actionreich präsentiert sich das Kommando Spezialkräfte auf seinem offiziellen Instagram-Account. Schwer bewaffnete Soldaten, die einen Mann aus einer dunklen Zelle befreien, dazu dramatische Musik - solche Videos werden dort unter anderem gezeigt. Einige der Posts erinnern an Szenen aus einem Actionfilm.

Und zwar bewusst, wie aus einer Videobeschreibung hervorgeht. So heißt es zu einem Kurzfilm-Beitrag zum digitalen Tag der Bundeswehr 2021, der eine fiktive Geiselbefreiung, zeigt: „Der Kinofilm kommt 2022 in die Kinos. Nein, Spaß. Aber wenn ihr einen wollt, schreibt in die Kommentare, vielleicht kriegen wir ja genug Stimmen zusammen, um doch noch einen zu machen.“

KSK sucht auf Instagram Personal

Der Instagram-Account der in Calw stationierten Eliteeinheit stößt auf Interesse - er hat mehr als 88.000 Follower. Zum Vergleich: Das Deutsche Heer - der Kern der Landstreitkräfte, zu denen auch das KSK gehört - hat nur rund 40.000 Follower. Der Bundeswehr (im Allgemeinen) folgen auf Instagram etwas mehr als eine halbe Million Nutzer.

Aber welche Ziele verfolgt das KSK mit seinem Account? Zum einen wolle sich die Spezialeinheit der Öffentlichkeit so transparent wie möglich machen, erklärt KSK-Pressesprecher Kieron Kleinert. Zum anderen wolle die Spezialeinheit auch „personalwerblich“ Aufmerksamkeit erregen. Kleinert berichtet: „Wir gewinnen unseren Nachwuchs an Kommandosoldaten ausschließlich aus den bereits aktiven Bundeswehrsoldaten. Diese Zielgruppe soll vorrangig angesprochen werden.“ Darüber hinaus wolle die militärische Einheit interessierten Mitbürgern „einen Einblick in die Welt des KSK“ ermöglichen. Dem Charakter des Mediums entsprechend seien die Beiträge auf Instagram eher kurz, abwechslungsreich und dynamisch gehalten, so der Sprecher.

Werbung und Öffentlichkeitsarbeit hat das KSK in der Tat nötig. In der Vergangenheit geriet die Spezialeinheit wegen mehrerer rechtsextremistischer Vorfälle in die Kritik. Zwischenzeitlich stand die komplette Auflösung der Elitetruppe im Raum, die damalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer beließ es 2020 jedoch bei einer umfassenden Reform - mit Auflösung lediglich einer einzelnen KSK-Kompanie.

KSK-Sprecher Kleinert erklärt: „Aus den negativen Ereignissen der Vergangenheit haben wir als KSK unter anderem die Lehre gezogen, uns weitestmöglich für die Öffentlichkeit zu öffnen, um Klischees zu begegnen, einer falschen Mystifizierung vorzubeugen und stattdessen sachgerechte Informationen aus erster Hand anzubieten.“ Allerdings erfordere die Arbeit des KSK „ein sehr hohes Maß an Geheimhaltung“ - da sei die Öffentlichkeitsarbeit immer auch ein „Spagat“.

Bericht über Personalmangel 2022

Dass das Kommando Spezialkräfte unter Personalmangel leidet, berichteten indes 2022 der Westdeutsche Rundfunk (WDR) sowie der Norddeutsche Rundfunk (NDR). Die beiden öffentlich-rechtlichen Medienunternehmen zitierten damals aus einem Schreiben des Verteidigungsministeriums. Darin hieß es, die Personalgewinnung für das KSK sei „unzureichend“ und bleibe „hinter den erforderlichen Umfängen zurück“. In den kommenden Jahren würden zahlreiche Soldatinnen und Soldaten aus der Bundeswehr ausscheiden. Es sei absehbar, dass „mehr ausgebildete Kommandofeldwebel das KSK verlassen als neu gewonnen werden können“, berichteten WDR und NDR 2022 aus dem Schreiben.

Wie ist da die Lage jetzt, zwei Jahre später? Bringt das Werben um Personal - gerade mit Blick auf den Instagram-Account - Erfolg? Das ist unklar. Auf Nachfrage beim KSK heißt es hierzu, dass „Fragen zur personellen Befüllung des KSK auf Grund ihrer Einstufung als Verschlusssache“ nicht beantwortet werden könnten. Allerdings spiele der Instagram-Account des KSK „eine wichtige Rolle in der Personalwerbung und Personalgewinnung des KSK, insbesondere als Kommunikationsplattform“. Über ihn könne „erste Aufmerksamkeit und Begeisterung für eine potenzielle Verwendung im KSK erzeugt werden“. Junge Menschen könnten auf Social Media niederschwellig erreicht werden. So würden beispielsweise Ankündigungen über Instagram, dass der Personalwerbetrupp des KSK auf einer Berufsmesse sei, merklich zu positiven Reaktionen und Besuchen des Standes führen.

Privater Account wirbt mit „Nett hier“-Stickern

Werbung für das KSK macht indes auch ein privater Account auf Instagram. „Nett hier. Aber waren Sie schon Mal beim Kommando Spezialkräfte?“ - dieser Spruch steht auf Stickern, die der Account vorstellt. Angelehnt ist das Ganze an die bekannte baden-württembergische Werbe- und Sympathiekampagne des Landes Baden-Württemberg aus dem Jahr 2001.

Die „Nett hier, aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?“-Aufkleber finden sich mittlerweile an zahlreichen Orten in der ganzen Welt. Im Stil der Sticker können - über Anbieter im Netz - auch andere Aufkleber erstellt werden. So muss auch der „Nett hier“-KSK-Sticker entstanden sein.