Unterricht fällt aus: Was wohl den meisten Schülern Freude bereitet, macht den Eltern, insbesondere im ländlichen Raum, schon seit Jahren Sorgen. Foto:  oksix –­ stock.adobe.com

An Grund- und Werkrealschulen sowie Realschulen fehlen bereits jetzt Kräfte. Flexibilität zum Lücken stopfen.

Kreis Rottweil - Die Lehrerversorgung hat sich gegenüber vergangenem Schuljahr zwar verbessert, von einer komfortablen Lage ist man jedoch noch weit entfernt. Das machen nicht nur die Ausführungen von Sabine Rösner, Leiterin des Staatlichen Schulamts in Donaueschingen, deutlich, sondern auch die Zahlen.

Ausfallende Stunden und unzureichende Vertretungsregelungen – alle Jahre wieder ruft das die Eltern auf den Plan, und auch die Politiker.

So hat CDU-Landtagsabgeordneter Stefan Teufel bereits Mitte September mit Blick auf das aktuelle Schuljahr und die zu erwartenden Probleme eine Anfrage an den Landtag gestellt. Die Antwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport wurde nun veröffentlicht.

62 Lehrer eingestellt

Im Schuljahr 2018/19 besuchten laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg im Landkreis Rottweil 13 767 Kinder und Jugendliche in 673 Klassen eine Schule (12 671 davon eine öffentliche). 4966 entfielen auf die Grundschulen (GS), 3541 auf Gymnasien, 2541 auf Realschulen (RS), 1119 auf Grund- und Werkrealschulen (GWRS), 818 auf Gemeinschaftsschulen (GMS), 696 auf sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren und 186 auf freie Waldorfschulen.

Offen sind derzeit 30 Deputate an den GWRS sowie fünf an Realschulen. Alle anderen Deputate konnten offenbar mit den Lehrkräften im Kreis Rottweil besetzt werden.

Dafür wurden laut Zahlen des Kultusministeriums für das aktuelle Schuljahr 21 Lehrer für GWRS, zehn für RS, einer für Gemeinschaftsschulen (GMS), 17 für Gymnasien (acht mehr als im Schuljahr zuvor), zwei für sonderpädagogische und elf für berufliche Schulen (BS) eingestellt. Lediglich bei den GMS und BS waren es weniger als im Jahr zuvor. So wurden bei den beruflichen Schulen im vergangenen Schuljahr noch 25 Lehrkräfte eingestellt.

Die Zahl der Pflichtstunden (Deputate), die die Lehrer abdecken müssen, hat sich derweil bei allen Schularten verringert, bis auf die GMS und BS.

Solange kein Krankheitsfall auftritt oder andere unvorhergesehene Ereignisse eintreten, scheint die Lage zumindest an den Gymnasien stabil. Doch die Prognosen, so machte Schulamtsleiterin Rösner bezüglich der Schülerzahlen deutlich, stimmten nie. Und Krankheiten sowie Schwangerschaften sorgen häufig für Engpässe in der Lehrerversorgung.

Die feste Krankheitsreserve für Schulen in öffentlicher Trägerschaft stellt sich den Zahlen des Kultusministeriums zufolge in diesem Schuljahr genauso dar wie im Jahr zuvor. Für die GWRS sind 8,1 Stellen, für die Realschule 3,5, für die Gemeinschaftsschule 1,6, für sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren 2,25, für Gymnasien 4,5 und für berufliche Schulen 4,5 Stellen eingeplant.

Als kurzfristige Lösungen, um die Unterrichtsversorgung im ländlichen Raum auch in Zukunft zu gewährleisten, nennt Kultusministerin Susanne Eisenmann unter anderem den Aufruf der Landesregierung an beurlaubte, teilzeitbeschäftigte und im Ruhestand befindliche Lehrkräfte.

Zudem sollen Bewerber mit gymnasialem Lehramt die Möglichkeit haben, über eine berufsbegleitende Qualifzierungsmaßnahme dauerhaft in Grund-, (Werk-) Real- und Hauptschulen eingestellt zu werden. Auch "Fachfremde" könnten die Lage durch Unterstützung in den Bereichen Sprachförderung oder Ganztagsbetreuung etwas entspannen, so die Auffassung Eisenmanns.

Schneller Ersatz anfordern

Eine Änderung soll es bei der Anforderung einer Vertretungskraft geben. Bislang kann eine solche bei einem absehbar länger andauernden Ausfall einer Lehrkraft nach drei Wochen bei der Schulaufsicht erbeten werden. Dieser Zeitraum wird laut Kultusministerin auf eine Woche verkürzt.

Des Weiteren behält man sich vor, die Schulverwaltung in solchen Fällen eingreifen zu lassen, um Lehrkräfte im Rahmen einer Abordnung zuzuweisen und damit regionale Unterschiede zu vermeiden, heißt es in der Stellungnahme. Regierungspräsidium und Staatliches Schulamt seien bestrebt, mit einer bedarfsgerechten Zuweisung der Lehrkräfte stabile Strukturen an den Schulen zu schaffen.

Bei der Planung habe man das ganze Schuljahr im Blick und kalkuliere zu erwartende Ausfälle von Lehrern, etwa durch Mutterschutz und Elternzeit, ein. Man müsse prüfen, ob im Einzelfall auch Klassen über dem Teiler gebildet werden können, so Eisenmann.

Im Schuljahr 2018/19 gab es an allgemein bildenden Gymnasien im Kreis Rottweil vier Klassen, die über dem Klassenteiler gebildet wurden, in denen also mehr als 30 Schüler waren. An beruflichen Gymnasien gab es lediglich eine solche Klasse, in den anderen Schularten im Kreis Rottweil keine. Werte für das aktuelle Schuljahr lägen erst im Mai 2020 vor, so Susanne Eisenmanns Angabe.

Bislang wurden im Kreis Rottweil noch keine Beschwerden zum Unterrichtsausfall laut, das Schuljahr ist aber auch erst eineinhalb Monate jung.