Städte und Gemeinden fordern mehr Beinfreiheit bei Ausweisung neuer Flächen. Foto: ©  Halfpoint – stock.adobe.com

Städte und Gemeinden fordern mehr Beinfreiheit bei Ausweisung neuer Flächen.

Kreis Rottweil - Mehr Gestaltungsspielraum, wenn es um neue Gewerbeflächen geht, fordert der Regionalverband. Weitere Flächen sollen im neuen Regionalplan ausgewiesen werden. Es geht es um die Wirtschaftskraft einer ganzen Region. Die Bürgermeister erweisen sich als treibende Kraft.

Geht es nach den Bürgermeistern, dann ist die Stoßrichtung klar. Große wie kleine Kommunen benötigen mehr Gewerbeflächen und vor allem mehr Freiraum, wenn es darum geht, solche Flächen auf der eigenen Gemarkung auszuweisen.

Möglicherweise müssen hier in den kommenden Wochen und Monaten noch dicke Bretter gebohrt und Konflikte ausgetragen werden, denn die Genehmigungsbehörden gehen beim Flächenverbrauch zunehmend restriktiv vor. Der Regionalverband jedenfalls hat ein festes Ziel vor Augen: die Wirtschaftskraft in der ländlich-industriell geprägten Region auszubauen.

Dem Regionalverband geht es um folgendes: Er will im Zuge der Fortschreibung des Regionalplans im kommenden Jahr Gewerbeansiedlungen auch außerhalb sogenannter zentraler Orte erreichen und damit die wirtschaftliche Entwicklung sichern. Es muss in Zukunft mehr möglich sein. Darauf pochen die Bürgermeister Ralf Ulbrich (Deißlingen) und Hermann Acker (Oberndorf).

Was passiert, wenn Gemeinden interessierten Unternehmen keine oder nicht ausreichend Flächen anbieten können, macht ein Beispiel aus Deißlingen deutlich. Demnach habe ein Recyclingbetrieb aus der Region Stuttgart einen Standort zwischen Stuttgart und dem Bodensee gesucht. Deißlingen würde zwei Hektar im Anschluss an das bestehende Gewerbegebiet anbieten. Die Betriebsfahrten würden nicht durch Orte führen, der Abstand zu Wohngebieten sei ausreichend, die Anbindung an die Autobahn gegeben.

Die Genehmigungsbehörden stufen Deißlingen indes lediglich als "Eigenentwicklergemeinde" ein, Betriebe von außen sollen sich in den zentralen, also größeren Orten ansiedeln. Diese, so heißt es vonseiten des Regionalverbands, hätten aber gar kein Interesse an Recycling-Betrieben. In Deißlingen wiederum ist bereits ein Unternehmen der Branche ansässig. Die Folge: Das Unternehmen sucht sich einen anderen Standort.

Deißlingens Bürgermeister Ulrbich fordert in der Sitzung des Verwaltungs-, Wirtschafts- und Verkehrsausschusses (VWVA) des Regionalverbands Schwarzwald-Baar-Heuberg in Oberndorf mehr Gestaltungsspielraum, um sich solche Chancen nicht entgehen lassen zu müssen. Der Bürgermeister macht darauf aufmerksam, dass eine theoretische Ressource von 15 Prozent freier Gewerbefläche nicht bedeute, dass diese auch tatsächlich zur Verfügung stünde.

Eine Abfrage bei den 76 Städten und Gemeinden der Region stützt diese Aussage. Demnach seien 85 Prozent der gewerblichen Bauflächen als bereits belegt eingestuft, teil die Verbandsverwaltung mit. Bei den restlichen 15 Prozent ist es demnach so, dass viele Flächen als bereits reserviert, verkauft oder aus anderen Gründen nicht verfügbar eingestuft werden. "Es ist weniger als wir gedacht haben", sagt Verbandsvorsitzender Jürgen Guse.

Die Flächen, die also laut Flächennutzungsplan entwickelt werden könnten, seien demnach in vielen Städten und Gemeinden sehr gering, schlussfolgert die Verwaltung. Das gelte insbesondere für die zentralen Orte, wo nur noch elf Prozent der für Gewerbe ausgewiesenen Fläche frei seien. Im Oberzentrum und in den Mittelzentren seien es sogar nur sechs Prozent.

Doch die Region braucht sich im Vergleich zu den anderen im Land nicht zu verstecken. "Ein Pfund, mit dem wir wuchern können", so Guse, besitzt der Regionalverband mit dem regionalen Gewerbegebiet in Sulz.

Eine 40 Hektar große Fläche soll für die Ansiedlung eines großen Unternehmens vorgehalten werden. Laut Guse sei dieses Angebot landesweit einmalig. Das regionale Gewerbegebiet in Sulz stoße im Land auf großes Interesse, namhafte Unternehmen hätten bereits vorgefühlt. Jetzt sollten die weiteren Schritte erfolgen, so Guse.