Gewinner der Lahrer Murre (vorn, von links): Heidi Ockenfuß, Gerlinde Marquardt und Anita Vogel; (hinten, von links): Wendelinus Wurth, Willi Keller, Mediathek-Leiterin Julia Fenstermacher und Dorothee Granderath als ehrenamtliche Stellvertreterin von Oberbürgermeister Markus Ibert. Foto: Baublies

Die diesjährigen Preisträger des Lahrer Mundartwettbewerbs „Lahrer Murre“ kommen ausnahmslos aus der Ortenau. In der Sparte Lyrik wurden Willi Keller aus Zell-Weierbach und Gerlinde Marquardt aus Lahr ausgezeichnet.

In der Sparte Prosa wurden insgesamt drei Murren vergeben. Der erste Preis ging an Heidi Ockenfuß aus Lahr, den zweiten Preis teilen sich Anita Vogel (Kappelrodeck) und Wendelinus Wurth (Gutach), der sich bereits zum fünften Mal in die Liste der Preisträger eintragen konnte.

Ulrike Derndinger, Ludwig Hillenbrand und Stefan Pflaum hatten es sich auch in diesem Jahr nicht einfach gemacht, die der Jury anonym vorgelegten Wettbewerbsbeiträge zu bewerten. Teilnehmer aus der ganzen Ortenau, aus Überlingen, Karlsruhe Radolfzell und Eltville-Martinsthal im Elsass hatten 16 Kurzgeschichten und Gedichte eingereicht.

In der Sparte Lyrik punktete Willi Keller mit dem Gedicht „Iigweggdes“, mit nachdenklichen Versen über das Eingeweckte und alte Traditionen, die oft viel zu schnell dem Zeitgeist einer sich rasant verändernden Welt geopfert werden.

Gerlinde Marquardt wartete mit einem Herbstspaziergang im Schwarzwald auf, Versen im Geiste einer romantischen Prägung, die Ulrike Derndinger in ihrer Laudatio mit der Rezitation eines Gedichts über den Volkswandertag des vor zehn Jahren verstorbenen Philipp Brucker würdigte.

In der Rubrik Prosa setzte Heidi Ockenfuß den Maßstab mit ihrer Geschichte „Ledschder Briaf“, eine liebevolle Verbeugung vor ihrer ältesten Schwester, die in den frühen 1950er-Jahren, kurz nach Heidis Geburt als jüngstes von zehn Kindern, nach Frankreich auswanderte. 16 Jahre sollte es dauern, bis sich die beiden Frauen kennenlernten, die Annäherung war steinig, am Ende hat Gertrud aber einen festen Platz in ihrem Herz erobert.

Anita Vogel lädt zu einer Reise durch ihr Heimatdorf Kappelrodeck, in der Zeit ihrer Kindheit ein. In einer wunderbar blumigen Sprache wandert sie vom Bahnhof im Unterdorf kommend durch den historischen Ortskern, landet in dem verwunschenen Spielzeugladen, in dem Kinderträume in Erfüllung gehen, klappert die insgesamt 14 Wirtschaften des Dorfes ab und landet am Ende bei der Sage der „Hex vom Dasenstein“ und dem Weinbau im Dorf.

Wendelinus Wuth hatte als Wettbewerbsbeitrag eine Hommage an seinen kürzlich verstorbenen Vater und dessen Garten eingereicht. „Im Paradiis“ lautet der Titel der kleinen Erzählung, die einen alten Mann auf seinem täglichen Rundgang durch seinen Garten begleitet und dabei von Vögeln, Nutzpflanzen und Unkraut erzählt, von dem, was als nächstes ansteht und davon was, in diesem Jahr besonders gut gewachsen ist und reichen Ertrag gebracht hat.

Der Dauerpreisträger, der in Gutach einen kleinen Verlag für Mundartliteratur betreibt, hat damit bei der elften Vergabe der „Lahrer Murre“ bereits zum fünften Mal gepunktet.

Feierstunde im Rathaus

Mit dabei bei der Feierstunde in der Mediathek war auch ein kleines Team vom SWR. Die Vergabe des Mundartpreises wurde erstmals vom Südwestrundfunk aufgezeichnet. Auszüge der Veranstaltung werden am Sonntag, 26. November, ab 21 Uhr in der Reihe „Mundart und Musik“ auf SWR 4 ausgestrahlt – Beleg für die Wertigkeit, die der Lahrer Mundartpreis mittlerweile hat.