Der Rollschreibtisch steht nun im Bürgersaal. Foto: Dees

Nach mehr 200 Jahren wurde das wertvolle Möbelstück nach Ettenheim zurückgebracht. Es war einst Teil der Klosterausstattung Ettenheimmünsters.

Das einmalige Exponat stammt aus dem Benediktinerkloster Ettenheimmünster und hat jetzt im Bürgersaal einen schönen Platz unter dem Gemälde des Klosters gefunden. Die Spur des Möbels führte vom Kloster zunächst nach Lahr, dann nach München und schließlich wieder zurück an seinen Ursprungsort. Das berichtet Thomas Dees, Vorsitzender des Fördervereins Museum und Vorsitzender des Historischen Vereins Ettenheim.

Johann Gottlieb Aemilius Langsdorff (von 1747 bis 1827) war von 1784 bis 1803 der letzte Oberamtmann der Fürsten von Nassau-Usingen, die bis 1803 die Landesherren von Lahr waren. Langsdorff besaß diesen Rollschreibtisch, auch als Rollbüro oder Zylinderbüro bezeichnet. Laut Familienüberlieferung soll das Exponat aus dem Kloster Ettenheimmünster stammen. Hinweise lassen diese Überlieferung als zutreffend erscheinen. 1797 bedrohte ein Offizier der französischen Besatzung in Lahr Oberamtmann Langsdorff, der sich daraufhin am 7. Januar 1798 in der Benediktinerabtei Ettenheimmünster in Sicherheit brachte. Er kehrte erst Wochen später nach Abzug des Generals nach Lahr zurück.

Rollschreibtisch war vom Abt verschenkt worden

Eine Nachkommin von Oberamtmann Langsdorff erzählte, dass Langsdorff sich ein Geschenk aussuchen konnte. Er entschied sich für das Rollbüro, das er vom Abt des Kloster Ettenheimmünster geschenkt erhielt. Für welche Dienste ist nicht mehr bekannt. Das Möbelstück wurde bis in unsere Zeit innerhalb der Verwandtschaft weitervererbt. Schon vor mehr als 30 Jahren kam der Ettenheimer Historiker Dieter Weis auf die Spur des Möbelstückes.

Nachdem die heutigen Besitzer aus München den repräsentativen Bürgersaal besichtigten und als Standort für würdig empfunden haben, konnten Thomas Dees, als Vertreter des Museums, und die Stadt Ettenheim mit der großzügigen Familie einen Dauerleihvertrag abschließen. Eine feierliche Übergabe durch die Familie soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Auf einer dreischübigen Kommode sitzt der Zylinder, der sich beim Herausziehen der Schreibplatte nach oben schiebt und im Korpus verschwindet. Im Inneren befinden sich Schubladen und eine herausklappbare Tischfläche, die sich zum Arbeiten im Stehen eignet. Das Material besteht aus Nussbaumfurnier und Nussbaummaser, Zwetschge oder Palisander mit Einlagen aus teils brandschattiertem Ahorn oder Weißbuche. Auf dem Zylinderdeckel befindet sich ein Emblem aus Intarsien und hat die Form eines Auges in einem Dreieck, das „Auge Gottes“. Dieses Symbol, das die Allgegenwart Gottes bedeutet, befindet sich auch am 1777 von Abt Landelin Fluem neu hergestellten Hochaltar in der Kirche St. Landelin.

Eine Kunstsachverständige begutachtete das Zylinderbüro, das stilistisch in die Epoche des frühen Klassizismus um 1780/1790 einzuordnen ist und das ausgeprägte Repräsentationsbedürfnis des Klosters zum Ausdruck bringt.