Haben den Keimen den Kampf angesagt: Elisabeth Schäfer und Falk Fichtner. Foto: Häfele

Jury zeichnet Klinikverbund Südwest für Kampf gegen multiresistente MRSA-Bakterien aus.

Kreis Calw - Jährlich sterben bundesweit bis zu 40 000 Patienten an sogenannten Killerkeimen in Krankenhäusern. Im Klinikverbund Südwest hat man den Kampf gegen die multiresistenten MRSA-Bakterien aufgenommen. Die Jury des "QuMiK"-Qualitätspreises würdigte jetzt die erfolgreiche Arbeit der Hygienefachkräfte.

Nach Todesfällen durch multiresistente Keime stellt sich oft die Frage: Haben sich die Betroffenen erst in der Klinik infiziert? Oder haben die Patienten die Keime mitgebracht?

Um diese Frage beantworten zu können und um weitere MRSA-Infektionen zu verhindern, setzt der Klinikverbund Südwest seit dem Jahr 2009 auf ein strenges Konzept: Wird ein Patient im Kreis Calw ins Krankenhaus eingeliefert, überprüfen die Mitarbeiter anhand einer Checkliste, wie hoch das Risiko einer MRSA-Infektion ist. "Wir klopfen das Risiko eines jeden Patienten ab", stellt Elisabeth Schäfer, die die Hygieneabteilung im Krankenhaus Nagold leitet, klar. So wird der Patient zum Beispiel gefragt, ob er Kontakt zu MRSA-Betroffenen hatte oder in den vergangenen drei Jahren Urlaub in Asien gemacht hat.

Sollte diese etwa zehnminütige Befragung ergeben, dass der Patient MRSA-gefährdet ist, wird ein sogenanntes Screening angeordnet. Dabei werden Abstriche von Rachen, Nasenlöchern und Damm gemacht, erklärt Thilo Rünz, Chefarzt der Fachabteilung für Hygiene und Infektionsprävention beim Klinikverbund Südwest.

Ergibt der Test, dass der Patient MRSA-Erreger in sich trägt, muss er im Krankenhaus isoliert untergebracht werden. Der Grund: Insbesondere bei Schwerkranken führt die Infektion zu Problemen bei der Behandlung. Im schlimmsten Fall sterben die Patienten sogar an den multiresistenten Keimen. Deshalb sind die Kliniken im Kreis Calw bemüht, die Ausbreitung dieser Bakterienstämme zu verhindern.

Doch dieser Aufwand wird bei Weitem nicht an allen deutschen Krankenhäusern betrieben. Ein Hauptgrund, so vermutet Elisabeth Schäfer, ist der finanzielle Aufwand: Den Klinikverbund Südwest kostet dieses Verfahren bis zu 170 000 Euro pro Jahr.

"Anzahl der Betten in einer Klinik begrenzt"

Des Weiteren stellt auch die separate Unterbringung der MRSA-Patienten für die Krankenhäuser eine große Herausforderung dar: "Die Anzahl der Betten ist natürlich in einer Klinik begrenzt", erklärt Falk Fichtner, der seit Anfang des Jahres für die Hygiene am Klinikum Calw zuständig ist.

Der Kampf gegen die Killerkeime wurde im Kreis Calw aber nicht immer so konsequent geführt. Als der erste MRSA-Patient in Nagold im Jahr 1992 eingeliefert wurde, ignorierte man dieses Thema ein Stück weit, erinnert sich Schäfer. Doch in den vergangenen 20 Jahren hat sich einiges in diesem Bereich getan. So werden beispielsweise die Krankenhausmitarbeiter geschult. Zudem stehen sie Angehörigen sowie Pflegeheimen in Sachen MRSA beratend zur Seite. "Wir sind in der Pflicht, uns zu informieren", bringt es Falk Fichtner auf den Punkt.

"Die Patientensicherheit profitiert deutlich davon", sagt Thilo Rünz, und geht sogar noch weiter: "Für mich ist das Thema MRSA unter Kontrolle".

Das bestätigen auch entsprechende Statistiken: Bei den Kliniken des Südwestverbunds sind deutlich weniger im Krankenhaus erworbene Fälle von MRSA auszuweisen als üblich. Doch eine neue Herausforderung wartet schon auf die Hygieniker: Die resistenten Darmerreger ESBL werden an deutschen Krankenhäusern zu einem immer größeren Problem.