Eine alte Ansichtskarte zeigt den Bahnhof. Repro: Haas Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Vor 30 Jahren geht die lange Ära des Bahnhofs zu Ende / Einrichtung des Zughalts

Die Ära "Bahnhof Wolfach" ist vor 30 Jahren am 1. November zu Ende gegangen. Bis dahin war seit 1878 das heute der Vereinsnutzung zugeführte Gebäude der Sitz der Bahnverwaltung. Schwabo-Mitarbeiter Hans-Gottfried Haas erinnert sich.

Wolfach. Die Bahnverwaltung bestand aus einem Vorstand und mehreren Bediensteten. Nach Süden war ein großer Wartesaal eingerichtet. Zum Bahnsteig hin amtierte der Bahnhofsvorsteher und über einen Schalter wurde zur Straßenseite hin der Kontakt zu den Reisenden gepflegt.

Im Nordteil des Bahnhofs befand sich ein Frachtraum. Die sich anschließende Lagerfläche mit einem großen hölzernen Lagerschopf diente hauptsächlich als Zwischenlagerung für Holzstämme, Bretter und Rindenhaufen. Sie reichte bis in den Bereich des heutigen Raiffeisengeschäfts.

Wie auch heute noch waren es hauptsächlich Schüler, die mit der Bahn unterwegs waren. Ihr Ziel waren die Gymnasien in Hausach und auch in Offenburg. In Wolfach angekommen sind ebenso wie heute die Schüler der Realschule und der beruflichen Schulen sowie Pendler, die zur Arbeit von Schiltach oder Hausach her zur Arbeit vor allem auf den Ämtern im Schloss anreisten.

Unter den Schülern im Wartesaal fiel auf, dass morgens noch oft in Eile die Hausaufgaben von Mitschülern abgeschrieben wurden. Dies wurde im Zugabteil fortgesetzt, war aber bei dem Ruckeln und Zuckeln nur schwerlich zu Ende zu bringen. Mit seiner Uniform hatte der Bahnhofsvorstand dafür zu sorgen, dass die Wartenden sicher einsteigen konnten. Nach grellem Pfiff und dem Hochheben des Signalzeichens setzte sich die Dampflok schnaubend in Bewegung.

Für die Kinder war es ein besonderes Erlebnis, wenn sie an Sonntagen oder in den Ferien mit den Eltern oder Verwandten verreisen durften. In einer Aktentasche verstaute der Familienvater das Vesper für die ganze Familie: Brote mit Speck belegt und Flaschen mit Most sowie Limonade. In den Sommermonaten waren die Plätze auf der Plattform an den Wagenenden besonders beliebt. Vorwiegend die Buben ließen sich den Fahrtwind um die Ohren blasen. Der Dampf und der Qualm der Lokomotiven vermittelten ein unbeschreibliches Reisefieber.

Erinnert an das für Wolfach und die Wolftalgemeinden einschneidende Ereignis des Umwandelns von Bahnhof in Bahnhalt hat sich dieser Tage einer, der im Bewusstsein der Denkwürdigkeit des Ereignisses einige alte Raritäten wie Zugtafeln und Lampen sowie einiges mehr aus dem alten Bahnhofsgebäude als Souvenirs erstanden hat und noch immer sorgsam aufbewahrt. Mit Wehmut hat er damals das abrupte Ende der langen Wolfacher Bahnhofära miterlebt. Und er schwärmt noch immer von der "guten alten Bahnhofszeit", wenn ihm das eine oder andere alte Utensil in die Hände kommt.

Auf alten Ansichtskarten kann die Bedeutung des einstigen Wolfacher Bahnhofs allein schon in Anbetracht der beträchtlichen Ausdehnung mit Stellwerk und einem Schrankendienst zum Siechenwald nachempfunden werden. Heute wird das Gebäude von Vereinen genutzt.