Die Flechtmaschine für den Zwick: Dazu wird Baumwolle, Nylon oder Perlon verwendet. Foto: Schwarzwälder Bote

Tradition: Peitschen brauchen gelegentlich Pflege / 18. Klepfwettbewerb am Samstag, 3. Februar

Wer ein guter Rössle-Treiber sein oder werden will, der muss das Klepfen beherrschen. Die Peitsche selbst besteht aus einer Weidenrute, einer Schlinge aus Leder und dem Zwick. Experte Karl-Heinz Auch weiß: "Der Zwick ist eine Wissenschaft für sich."

Rottweil. An diesem Tag ist mächtig was los bei Karl-Heinz Auch. Denn beim Schuhmachermeister gibt es echtes Fasnetshandwerk zu bestaunen. Er sitzt an der Nähmaschine und nimmt sich eine Peitsche zur Hand. Er vernäht die Schlaufe, in die der Zwick später eingehängt wird.

Zwei Frauen mit ihren beiden Kindern betreten den Laden. Einer der Jungs hat eine "Goaßl" in der Hand. "Ich möchte eine Peitsche für den Kleinen", sagt eine der Frauen. Eine Mitarbeiterin von Auch begleitet die Interessenten in den hinteren Teil des Geschäfts. Dort gibt es Weidenruten in verschiedenen Längen zur Auswahl. Vom Boden etwa bis zur Hüfte sollte der Stock gehen, erklärt sie. Beim Hinausgehen strahlt der Junge, er hat eine Peitsche gefunden.

Karl-Heinz Auch zählt auf, wie sich eine "Goaßl" zusammensetzt. Am Weidenstock beziehungsweise der Weidenrute wird eine Schlinge aus Leder befestigt. Je nach Körpergröße variiert die Länge, außerdem gibt es – nach Belieben – geschwungenes oder genähtes Leder zur Auswahl. Am Ende des Leders, als Übergang zum Zwick, wird ein Zopf, meist aus Baumwolle, geflochten. An dessen Ende befindet sich eine Schlaufe, die dreifach vernäht wird. "Man hat die Möglichkeit, jeden Zwick in die Schlaufe zu hängen", erklärt Auch. Je nach Wetter oder Lust und Laune könne der Zwick gewechselt werden.

Wieder geht die Tür’ zum Laden auf. Karl-Heinz Auch ist erneut gefragt. Dieses Mal drückt aber tatsächlich ein Schuh.

Am Tresen hängen elf verschiedene Zwick-Sorten. Die freundliche Mitarbeiterin berichtet, dass die Peitschen im Laden zusammengestellt werden. Ein junger Mann kommt herein und nimmt verschiedene Zwick-Sorten mit. "Ich bekomme einen Achter, einen Zehner und einen Siebener", sagt er, bezahlt und geht. "Viel Spaß", ruft ihm Karl-Heinz Auch hinterher.

In seiner Werkstatt hat er seit 2012 Flechtmaschinen stehen, um den Zwick zu produzieren. Denn dieser sorgt dafür, dass es klepft. Aus Baumwolle, Nylon, Perlon oder einer Mischung der Garne werden verschiedene Zwick geflochten. Der sogenannte Wurmzwick ist gefüllt und eignet sich für Einsteiger, nennt Auch als Beispiel. Um beim Narrensprung in Ehren die Stadt runter zu kommen, werde ein hart verflochtener Zwick benötigt. Der Schumachermeister schaltet die Maschine ein, um zu zeigen, wie sie arbeitet. Es wird laut, als sich die Spulteller gegeneinander im Kreis drehen. Er schmunzelt: "Der Zwick klepft zweimal", sagt er. An der Peitsche selbst und bei der Entstehung.

"Ich finde es schön, wenn die Tradition lebig in die nächste Generation getragen wird", schildert Auch. Im Jahr 2001 initiierte er mit seiner Frau und dem Kinder- und Jugendreferat den Klepfwettbewerb. Unter dem Dach der Narrenzunft startet am Samstag, 3. Februar, die 18. Auflage. In vier Gruppen kann sich der Nachwuchs im Alter von sechs bis 15 Jahren messen. In verschiedenen Disziplinen können die Kinder und Jugendlichen zeigen, wie gut sie mit der Peitsche umgehen können, und was sie über die "Goaßl" wissen. "Ich finde es super, dass das Klepfen auch in den Ortschaften um Rottweil nachempfunden wird", sagt Auch, für den Zwick und Co. ein echtes Hobby sind.

Karl-Heinz Auch freut sich schon auf den Klepfwettbewerb. Er werde kindgerechte Fragen an die Teilnehmer stellen und auch gerne Lob und Anregungen verteilen, erklärt er schmunzelnd. Und bei all der Tradition möchte er auch das Motto der Rottweiler Fasnet immer erfüllt sehen: "Jedem zur Freud, niemand zum Leid."