Die Fahrschulen in Villingen-Schwenningen bangen um ihre Existenz. Foto: Pförtner

Laufende Kosten bedrohen Schulen. Ausfallender Unterricht hat gravierende Folgen für Schüler.

Villingen-Schwenningen - Während in Nordrhein-Westfalen die ersten Fahrschulen ihren Betrieb wieder aufnehmen durften, bangen in Baden-Württemberg zahlreiche Fahrlehre weiter um ihre Existenz. Stefan Hamberger aus Villingen schildert die Situation der Fahrschulen.

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Stillstand. Seit bereits sieben Wochen ist der Betrieb in den Fahrschulen eingestellt. Die bisher anhaltenden Ungewissheit brachte allmähliche Frustration mit sich. Nun ein erster Lichtblick: Das Verkehrsministerium des Landes hat sich dafür eingesetzt, dass die Fahrschulen voraussichtlich ab dem 11. Mai ihren Betrieb wieder aufnehmen dürfen.

Stefan Hamberger ist Inhaber einer Fahrschule in Villingen, als Kreisvorsitzender der Fahrschulen im Schwarzwald-Baar-Kreis tätig und Mitglied im Fahrlehrerverband Baden-Württemberg. "Wir drängen darauf, wenigstens den Theorieunterricht wieder machen zu können", berichtet Hamberger im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Verband hätte einen Hygieneplan mit Vorschlägen erstellt, der dem Regierungspräsidium zugestellt wurde.

Theorieunterricht mit Mindestabstand möglich

Das Einhalten des Mindestabstandes könne sich im Theorieunterricht durchaus umsetzen lassen, erklärt Hamberger. "In meinem Raum habe ich normalerweise Platz für 25 Fahrschüler. Wenn wir den Abstand einhalten, dann können maximal acht Personen gleichzeitig unterrichtet werden." Besser als nichts. Er ziehe in Betracht die Unterrichtstage zu verdoppeln oder zwei Unterrichtseinheiten am Tag anzubieten. Die Räumlichkeiten könnten dann zwischen dem Unterricht gelüftet und gereinigt werden. Eine Umsetzung ist natürlich nur möglich, wenn das notwendige Personal vorhanden ist.

Im Praxisunterricht sieht die Umsetzung der Hygienevorschriften deutlich schwieriger aus. "Der geforderte Mindestabstand von 1,5 Metern kann im Fahrschulauto zwischen dem Lehrer und dem Schüler natürlich nicht eingehalten werden", gibt Hamberger zu. Dennoch könnte das Tragen von Mundschutz sowie die regelmäßige Reinigung der Bediengeräte als Maßnahmen umgesetzt werden.

Online-Theorieunterricht dürfen die Fahrschulen laut Gesetz nicht anbieten. Gerade deshalb ist eine zeitnahe Lockerung der Verordnungen für die Fahrlehrerschaft enorm wichtig. Viele Fahrlehrer hätten – beispielsweise durch das Anmieten von Unterrichtsräumlichkeiten – laufende Kosten, wodurch einige Fahrlehrer um ihre Existenz bangen. "Ich bin in der glücklichen Situation, dass der Unterrichtsraum mir gehört", so Hamberger. Dennoch spreche er für die gesamte Fahrlehrerschaft.

Aufschub der Prüfungen gravierend

Der ausfallende Unterricht habe darüber hinaus gravierende Folgen für die Fahrschüler. "Am 16. März war der letzte Fahrschulunterricht", erzählt Hamberger. Manchen Fahrschülern hätten nur noch ein bis zwei Fahrstunden bis zur Prüfung gefehlt. Viele Unterrichtseinheiten werden nun aufgrund der langen Pause wahrscheinlich nachgeholt werden müssen. Der Aufschub der Prüfungen, sei gerade deshalb so gravierend, da einige Fahrschüler auf einen zeitnahen Führerschein angewiesen sind. Vor allem diejenigen, die ihn für ihren Job benötigen.

Unter Berücksichtigung der Pandemie-Entwicklung sollen nun die Fahrschulen ab Montag, 11. Mai, wieder öffnen. Dies teilte das zuständige Ministerium mit. Empfohlen wird eine schrittweise Wiederaufnahme des Betriebs, beginnend mit der Öffnung der Fahrschulbüroräume für den Publikumsverkehr. Ab dem 18. Mai könne die Durchführung des Theorieunterrichts wieder aufgenommen werden und am dem 25. Mai soll der ganze Fahrschulbetrieb wieder ins Rollen kommen.

Die abschließende Entscheidung steht noch aus und auch die genaue Umsetzung der Hygienemaßnahmen ist noch nicht festgelegt. Der Fahrlehrerverband geht davon aus, dass mindestens 50 Prozent der Betriebe in die Insolvenz gehen würden, sollte das Betriebsverbot nicht in absehbarer Zeit aufgehoben werden.