Katharina Hattler umrahmt von Thorsten Frei (links) und Karl Rombach. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder Bote

Preisträgerin: Katharina Hattler hat mit einem kritischen Brief bei der Landeszentrale für politische Bildung gewonnen

Sie wirkt schon sehr erwachsen und ist doch erst 14 Jahre alt. Gleich drei Praktika werden der Gymnasiastin spontan angeboten, zwei davon von Thorsten Frei und Karl Rombach. Die Preisträgerin der Landeszentrale für politische Bildung antwortet artig: "Eigentlich bin ich noch zu jung dafür."

Schwarzwald-Baar-Kreis. Sie hat mit einem Brief an die Abgeordneten des Landtags von Baden-Württemberg den ersten Preis gewonnen. Katharina Hattler beschwert sich in dem Brief, dass die Politiker nicht die richtigen Worte für die Jugend finden, dass sich niemand darum kümmere, ihr die Politik zu erklären.

"Vielleicht sind wir noch in zweiter Reihe interessant, wenn es um Kita und Schule geht", findet die Weilersbacherin, die die Zinzendorfschulen in Königsfeld besucht.

Was versteht sie nicht? Thorsten Frei und Karl Rombach sind bestürzt. Geht es um die Pressemitteilungen der beiden Politiker? Das liege an den Medien, meint Frei. Doch es stellt sich heraus, dass Katharina Hattler die Bundeskanzlerin manchmal nicht versteht. "Und die Kanzler auch nicht", fügt sie leise hinzu". Karl Rombach lächelt und meint beruhigend, dass auch andere Leute die Kanzlerin manchmal nicht verstünden. "Was mich stört, ist, wie es in der Politik zugeht", sagt die Preisträgerin: "Niemand ist bereit, uns die Politik zu erklären. Zum Beispiel aktuelle Themen wie die Flüchtlingspolitik. Ich habe genug davon, ignoriert zu werden", erklärt die 14-Jährige, die ihren offenen Brief im vergangenen Jahr schrieb. "Gestalten Sie Nachrichten und Statements so, dass sie verstanden werden. Nehmen Sie die gesamte Bevölkerung mit, seien Sie offen, verstecken Sie Tatsachen nicht hinter leeren Aussagen." Das hat sie in ihrem preisgekrönten Brief den Abgeordneten nahegelegt.

Sie liest Zeitung. Nicht etwa die digitale Ausgabe, sondern die gedruckte. Dort fand sie eine Meldung über den Wettbewerb der Landeszentrale für politische Bildung und machte spontan mit.

"Das müssen wir umso höher bewerten, weil sie nicht gemeinsam mit der Schulklasse, sondern aus eigener Initiative mitgemacht hat", findet Karl Rombach. Er fühlt sich bestärkt durch den Brief der jungen Frau. "Jugend und Jugendarbeit sind für mich wichtig Da freut man sich, dass wir im Schwarzwald-Baar-Kreis so hervorragende Schüler haben." Immerhin haben insgesamt 3200 Schüler bei dem Wettbewerb mitgemacht.

Zusammen mit den anderen Preisträgern darf Katharina Hattler nun eine Bildungsreise nach Trient antreten. Sie habe sich auch die Tagesschau vor 20 Jahren angeschaut. Ein bisschen mehr habe sie da schon verstanden, erzählt sie, aber auch nicht alles. Sie macht den verdutzen Politikern den Vorschlag, der Jugend Politik und Demokratie bei Rapmusik zu vermitteln. "Das ist sehr angesagt, zum Beispiel Bushido", erklärt sie. Politik könne auch dezent mit sozialen Medien wie Instagram transportiert werden, findet die Schülerin. "Warum nicht das Grundgesetz oder das Prinzip einer funktionierenen Demokratie in einem coolen Film auf You Tube erklären?"

"Ein Problem unserer Zeit ist, dass jeder in seiner Blase lebt und sich nur dafür interessiert", sagt Thorsten Frei nachdenklich zum Thema soziale Medien. Die Preisträgerin legt ihm nahe, sich einmal mit einer Schulklasse alleine zu unterhalten, ohne den Lehrer. Er wäre dann erstaunt, welche Sprache die Schüler wirklich sprechen, meint sie. "Also Hochdeutsch würde keine reden."

"Ich habe oft Schulklassen zu Besuch in Berlin", gibt Frei zu bedenken. Seine eigenen Kinder sind noch nicht im Alter von Katharina Hattler. Die beiden Politker meinen, die Preisträgerin solle ihr politisches Engagement in eine Partei einbringen. Am liebsten in die CDU, wo Frei und Rombach sich schon als Jugendliche engagiert haben. Thorsten Frei bescheinigt der Schülerin rhetorisches Talent. Doch der Berufswunsch von Katharina Hattler führt momentan nicht in die Politik: Sie möchte Psychologin werden.