Nicht nur in Russland feiert man die WM-Erfolge der Nationalmannschaft. Auch in der Doppelstadt verfolgen die Fußball-Fans mit Interesse die Spiele der russischen Elf. Foto: Zemlianichenko Foto: Schwarzwälder Bote

WM: Russen aus VS drücken ihrer Mannschaft die Daumen, bleiben aber realistisch / Bis jetzt sehr zufrieden

VS-Villingen. Nachdem das deutsche Team aus dem WM-Turnier in Russland ausgeschieden ist, müssen sich viele Fußball-Fans nun andere Favoriten suchen. Für die in Villingen-Schwenningen lebenden Russen und Deutsche mit russischen Wurzeln steht klar: Sie drücken der Elf von Stanislaw Tschertschessow die Daumen. Manche hoffen insgeheim, dass die Russen zu Hause sogar Weltmeister werden können.

Der 58-jährige Theo verrät, er habe 100 Euro darauf gesetzt, dass Russland im Finale siegt. "Die Quoten waren richtig gut", gibt er zu. Natürlich wünsche er auch, dass sie so weit kommen. "Die Spiele schaue ich mir, wenn es klappt, im Fernsehen an. Sonst verfolge ich den Live-Ticker auf dem Handy", sagt der 58-Jährige. Auch beim Spiel gegen Kroatien wird er selbstverständlich mitfiebern. Seine Prognose: "Die Russen werden siegen, vielleicht im Elfmeterschießen."

Theos Kumpel Oleg, 50, zeigt sich etwas skeptischer: "Ich drücke der russischen Mannschaft natürlich die Daumen. Aber man muss es realistisch sehen. Kroatien spielt ja gut. Und auch wenn die Russen weiterkommen, haben sie spätestens im Halbfinale keine Chance mehr." Der 50-Jährige sagt offen: "Im Eishockey sind wir richtig gut, das schon. Aber nicht im Fußball. Nein, Weltmeister wird Russland nicht. Das ist absolut unrealistisch."

Wenn die russische Mannschaft siegt, "werde ich mich in der Seele freuen, aber irgendwie besonders feiern werde ich nicht", verrät der 50-Jährige. "Die richtige Freude, die ist im Herzen, es ist die leise Freude", sagt er.

Reinhold Schön aus Villingen ist überzeugt, dass die russische Elf das Spiel im Viertelfinale für sich entscheiden wird. "Russland gewinnt", sagt der 74-Jährige und strahlt. Am Anfang habe er den beiden Teams – Deutschland und Russland – die Daumen gedrückt: "Ich hatte eine Deutschland-Fahne auf dem Balkon. Aber dann musste ich sie abhängen, weil die Mannschaft ja rausgeflogen ist." Nun setzt er alle Hoffnungen auf die russischen Kicker: "Sie geben ihr Bestes. Und auch die Unterstützung ist in diesem Jahr selbstverständlich groß." Sonst sind Frankreich und Belgien Schöns Favoriten. "Ich will auf jeden Fall, dass eine Mannschaft aus Europa Weltmeister wird", sagt er. Auch seine Frau Maria Lang, die eigentlich kein Fußball-Fan ist, wird um 20 Uhr im heimischen Wohnzimmer vor dem Fernsehen sitzen.

Der 39-jährige Viktor aus Schwenningen muss beim Anpfiff zwar auf der Arbeit sein, wird aber auf dem Handy die Partie verfolgen. "Bis jetzt haben es die Russen gut gemacht, ich hoffe sehr, dass sie weiter erfolgreich sind", sagt er.

Mitfiebern wird heute auch der 24-jährige Alexander Eiternik aus Villingen. "Ich schaue mir fast alle Spiele an. Bis jetzt hat die russische Elf viel besser als erwartet gespielt. Enttäuschungen gab es noch keine", stellt er fest. Seine Prognose für die WM-Zukunft fällt allerdings nüchtern aus: "Weiter als ins Halbfinale werden sie nicht kommen. Das Spiel gegen Kroatien ist auch schon eine knifflige Sache."

Dass die russische Mannschaft sich bis jetzt von ihrer besten Seite gezeigt hat, liegt an der Unterstützung durch die Fans, aber auch am neuen Trainer, findet Eiternik: "Tschertschessow legt viel Wert auf Disziplin und Zusammenspiel. Das haben die Russen ja so nicht gekannt. Früher haben sie mehr Alleingänge gemacht."

Das Viertelfinale-Spiel wird sich der 24-Jährige mit seinen Freunden im Jugendhaus Chilly in der Wöschhalde anschauen, danach geht’s zur Langen Kulturnacht nach Schwenningen. "Wenn Russland gewinnt, dann gibt’s natürlich einen Autokorso. Dann werden wir hupen und feiern", weiß Eiternik.