Jetzt fehlt nur noch der Raum und dann steht das erste Reparaturcafé in Villingen. Unser Foto zeigt von links Rolf Schäfer, Birgit Samlenski und Jürgen Kammerer. Foto: Huber Foto: Schwarzwälder Bote

Nachhaltigkeit: Zwei passionierte Tüftler planen Reparaturcafé / Weg von "Wegwerf-Gesellschaft"

Der Föhn bläst nicht mehr, die Kaffeemaschine spinnt, der CD-Player eiert: Zum Wegwerfen noch zu schade, wären die elektrischen Geräte ein Fall für ein Reparaturcafé. Jetzt fehlt nur noch ein Raum in Villingen, dann können die Kunden kommen.

VS-Villingen. Jürgen Kammerer und Rolf Schäfer kennen sich schon seit Jahrzehnten, waren lange Jahre Kollegen und haben die Liebe zum Werkeln gemeinsam: Die heutige Wegwerfgesellschaft ist den beiden ein Greuel. "Wir werfen erst etwas weg, wenn es wirklich nicht mehr anders geht." Aus dieser Lebensphilosophie heraus kommt es zu einem spontanen Entschluss: Beide treffen sich vor wenigen Wochen mit dem Fahrrad an einer Kreuzung zwischen Wöschhalde und Haslach und beschließen, das erste Reparaturcafé in Villingen aufzubauen. "Wir versuchen den Nachhaltigkeits-Gedanken so gut es geht, zu leben."

Egal, wo Kammerer und Schäfer von ihrer Idee erzählen: Sie bekommen Rückenwind und Unterstützung. "Was? Ihr wollt so etwas auch in Villingen starten. Das ist toll, dann muss ich nicht mehr so weit fahren", reagiert ein Tannheimer auf die Pläne. Denn bisher gibt es Cafés dieser Art in den umliegenden Kommunen, so in St. Georgen Furtwangen und Bad Dürrheim. Und wie gut diese Cafés angenommen werden, weiß auch Birgit Samlenski von der evangelischen Bezirksstelle 55+, die sich von Kammerer und Schäfer nur zu gerne ins Boot nehmen lässt.

Stromschlag ausschalten

Was dürfen Kammerer und Schäfer unter die Finger bekommen in ihrem geplanten Reparaturcafé? "Eigentlich alles, was tragbar ist. Nach Hause zu den Leuten dürfen wir nicht gehen." Repariert wird alles, von Küchenhelfern über Nähmaschinen bis hin zu Laptops oder CD-Playern. Wer Geräte abgibt, bekommt einen Laufzettel und muss eine Einverständniserklärung unterschreiben. Was kostet eine Reparatur? "Die Leute bezahlen nicht. Wir stellen ein Kässle auf, das geht alles auf Spendenbasis."

Wagen sie sich wirklich an elektrische Geräte? Kein Problem für die Tüftler, dennoch können sie Reparaturarbeiten an mit Strom betriebenen Geräten nur vornehmen, wenn sie ein normengerechtes Prüfgerät bekommen: "Vorher geht da nichts." Ein Problem, "denn die Geräte sind nicht gerade günstig", so Schäfer. Doch nur damit lasse sich prüfen, ob die Funktion des Schutzleiters oder die Isolation noch intakt seien und damit die Gefahr eines Stromschlags ausschalten.

Wer ist der Ober-Tüftler von den beiden? Rolf Schäfer zeigt auf seinen Freund Jürgen Kammerer und erzählt die Geschichte von seinem alten Fahrrad, das er fast 30 Jahre lang hatte und dessen Torpedo-Drei-Gang-Schaltung den Geist aufgab. "Rolf hat’s repariert." Mit Erfolg. Irgendwann brach das Rad auseinander", schmunzelt er, "aber die Schaltung hat gehalten."

Suche nach einem Raum

Um durchstarten zu können, fehlt den Café-Initiatoren noch ein geeigneter Raum. "Am besten wäre ein Werkraum in einer Villinger Schule", so Samlenski. Wer Näheres erfahren möchte oder einen geeigneten Raum zur Verfügung stellen kann, meldet sich bei Birgit Samlenski unter 07721/845169.