Die mächtigen Wurzeln der Linde heben auf dem Nachbargrundstück sogar Randsteine. Foto: Schwarzwälder-Bote

Aufreger: Beim weiteren Ortstermin gibt es noch keine Lösung zur Weilersbacher Problemlinde

"So etwas habe ich in 25 Jahren noch nie gesehen" – der Baumsachverständige Joachim Schuster aus Bräunlingen traute seinen Augen nicht. Die "Problemlinde" von Weilersbach hat Wurzeln, die es so eigentlich gar nicht geben dürfte.

VS-Weilersbach. Der Bericht im Schwarzwälder Boten hatte in der vergangenen Woche auch das SWR-Fernsehen auf den Plan gerufen.

Zum zweiten Sachverständigentermin trafen sich am Samstag Lindenbesitzer Martin Braun, der das 20 Meter hohe Prachtexemplar lieber heute als morgen los wäre, sein Nachbar Eduard Stucke, dessen Garageneinfahrt sich über den Lindenwurzeln mächtig wölbt, Till Kohler von der Abteilung "Stadtgrün" im Stadtbauamt, der, gezwungen von der Baumschutzsatzung, die beantragte Fällung des Baumes bislang ablehnt. Auch Ortsvorsteherin Silke Lorke und Gemeinderat Dietmar Wildi waren zum Ortstermin gekommen.

Baum bereitet Probleme

"Wir wollen keinen konfrontativen Kurs fahren", sagte Kohler und verwies darauf, dass die Stadt nicht nur die Gutachterkosten trage, sondern auch einem zweiten Termin zugestimmt habe. Zugleich hob er noch einmal die Bedeutung eines Baumes wie der Weilersbacher Linde hervor, die Sauerstoff für zehn Menschen produziere, Schadstoffe aus der Luft filtere und pro Tag 18 Kilogramm Kohlendioxid verarbeite.

Nichtsdestotrotz macht der Baum auch Probleme. Die an zwei Stellen geöffnete Oberfläche der Garageneinfahrt zeigt, dass mächtige Wurzeln darunter liegen, die die Pflasterung aufwerfen.

Für Gutachter Schuster ungewöhnlich deshalb, weil Eduard Stucke beteuerte, sein Vater habe vor 30 Jahren bei der Anlage der Einfahrt alle Wurzeln großflächig beseitigt. Auf diese Weise nachwachsen können Wurzelstränge nicht, so Schuster, es sei denn, sie seien ursprünglich viel tiefer gelegen und durch geologische Gegebenheiten – etwa durch aufquellenden Gips – nach oben gezwungen worden. Würde man die Wurzeln jetzt beseitigen, sei "das Schicksal des Baumes besiegelt", so der Gutachter.

Wie es mit der "Problemlinde" weitergeht, ob man ein weiteres Wurzelwachstum etwa durch Stutzen der Krone verhindern kann, blieb am Samstag freilich offen. Man werde den Gutachterbericht abwarten und dann erneut für oder wider eine Fällung entscheiden, kündigte Kohler an.

Eduard Stucke wartet dringend darauf, denn die Kosten für eine neue Fahrbahndecke werde er erst investieren, wenn er sicher sein könne, dass sich nicht erneut Hebungen ergeben, sagte er.

Für Martin Braun weitet sich das Baumthema zur "unendlichen Geschichte" aus. Schon 2012 hatte er die Beseitigung beantragt, nachdem ein sechs Meter langer Ast heruntergefallen war. "Ich schenke der Stadt den Baum samt Grundstück und lehne künftig jede Verantwortung ab", so Braun.