Ferienbetreuung: Nachfolgerin nicht in Sicht / Gemeinderat votiert gegen städtische Finanzierung

Droht der Erfolgsgeschichte der ganztägigen Ferienbetreuung in Wolfach jetzt das Schlusskapitel? Der hiesige Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat die vergangenen elf Jahre das Programm ehrenamtlich bewerkstelligt. Doch die Zukunft ist ungewiss.

Awo-Vorsitzender Manfred Maurer sorgte logistisch für die Organisation und Melanie Wick plante und leitete das gesamte pädagogische Angebot der Betreuung. Nun stellt sich die Sozialpädagogin neuen beruflichen Herausforderungen. Eine adäquate Nachfolge ist laut Maurer aber nicht in Sicht. Seiner Meinung nach erfordert die Situation eine grundsätzliche Neuausrichtung der personellen Struktur. "Wir kriegen kein Personal und schon gar nicht zu den bisherigen Konditionen", erklärte Maurer. Eine Umstellung vom Prinzip Ehrenamt auf Vollpersonal könne von dem kleinen Awo-Ortsverein nicht geleistet werden.

In der Sache sei es seinerzeit um eine Voranfrage hinsichtlich der Bereitstellung städtischer Personalstellenanteile für die Awo-Ferienbetreuungen ab dem Jahr 2019 gegangen, teilt Bürgermeister Thomas Geppert dem Schwabo mit. Der Gemeinderat der Stadt habe dies jedoch aus Kostengründen abgelehnt. Die bisherigen städtischen Unterstützungsleistungen für das Awo-Programm, zum Beispiel die Bereitstellung des Biesle-Areals und Aufräumarbeiten des Bauhofs, werden weiterhin gewährt.

Viele der Eltern seien aus allen Wolken gefallen, als Wick ihnen ihre berufliche Veränderung mitteilte. "Die Eltern dachten, ich sei angestellt für die Ferienbetreuung", erzählte sie im Gespräch mit dem Schwabo. All die Jahre habe sie sich jedoch ehrenamtlich bei der Awo eingebracht und nun die Chance auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag im öffentlichen Dienst ergriffen.

"Eine größere finanzielle Beteiligung der Stadt ist nicht vorgesehen", stellt Geppert klar. Sofern ein Defizit durch die Awo nicht mehr aufgefangen werden kann, müssten im Dialog andere Wege für die Betreuung gesucht werden, zum Beispiel eine Anpassung der elterlichen Kostenbeteiligungen, schlägt er vor.

"Unter der Regie der Awo braucht’s Fachpersonal", stellte Maurer kategorisch fest. Ohne ein qualifiziertes Team ist die Betreuung von 60 Kindern, wie aktuell am Biesle, seiner Meinung nach nicht verantwortbar. Er sieht die Ganztagsbetreuung rund ums Jahr als unverzichtbaren Bestandteil der Infrastruktur einer lebendigen Kommune.

                                                          Evelyn Jehle                                           und Melanie Steitz

Eine Freizeitaktion, die so beliebt ist, wie die Abenteuerwochen am Biesle, muss erhalten bleiben. Alles andere wäre destruktiv. Was Manfred Maurer und Melanie Wick elf Jahre mit größter Hingabe aufgebaut haben, steht nun auf dem Prüfstand. Wick hat all die Zeit gegen eine Aufwandsentschädigung für die saisonale Awo-Ferienbetreuung gearbeitet. Solche Menschen wie Wick kann man mit der Lupe im Heuhaufen suchen. Wenigstens bleibt sie der Region durch ihre neue Stelle an den Beruflichen Schulen erhalten, wo ihre Arbeitskraft auch angemessen bezahlt wird. Ein solches Betreuungsmodell auf ehrenamtliche Beine zu stellen, ist fraglich. In Wolfach hat es aber elf Jahre lang perfekt funktioniert. Der enorme Ansturm der Eltern auf die Betreuungsplätze für die Sechs- bis Elfjährigen, die in Wolfach sonst keine Alternative besuchen können, gibt den Organisatoren recht. Natürlich ist es kein primäres Angebot der Stadt, allerdings schmückt sie sich in gewisser Weise auch damit. Sie verlässt sich darauf, dass die Awo diese Fürsorgefunktion wahrnimmt. Durch Wicks Fortgang kann die Ortsgruppe das Angebot nun allein nicht mehr stemmen. Eine gemeinsame Lösung mit der Stadt muss her. Die Verantwortlichen wissen nicht erst seit gestern von dem Problem. Für berufstätige Eltern ist es keine gute Nachricht, sollte der Alptraum wahr werden. Ein Wegfall des Angebots würde bedeuten, dass für junge Familien vor Ort ein Stück weit Lebensqualität schwindet.

Die Ursprünge der ganztägigen Ferienbetreuung liegen in von Arbeitsgemeinschaften vor rund 13 Jahren ermittelten Analysen und Auswertungen der Situation von Wolfacher Familien in der Ferienzeit. In den Arbeitsgemeinschaften wirkten Vertreter aus der städtischen Verwaltung, Gemeinderat, Vereine, Kindergärten und Eltern mit.

Als Ergebnis der intensiven Analysen stellte sich heraus, dass vor allem für die Altersgruppe von sechs bis elf Jahren keine passende Ganztagsbetreuung in den Ferien existierte. Diese Lücke wurde mit der ganztägigen Ferienbetreuung geschlossen. Das Erfolgsmodell in Wolfach wurde Vorbild für mehrere andere Orte im Ortenaukreis.

Das Angebot der Awo umfasst die Betreuung von sechs bis elf Jahre alten Kindern für jeweils ein oder zwei Wochen, montags bis freitags, von 8 bis 16.30 Uhr in den Oster-, Pfingst- und Herbstferien in den Räumen der Herlinsbachschule oder in den Sommerferien am Biesle.